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US-Zinsanhebung doch noch im Dezember?
In den letzten Handelstagen konnten die Aktienmärkte zuvor verlorenen Boden gutmachen. Dabei sind es wieder einmal die Notenbanken, speziell aus Japan, China und der Eurozone, die für reichlich Bewegung am Kapitalmarkt sorgen und die Kauflaune stützen. Die Währungshüter haben, entweder durch verbale Interventionen oder die Senkung des Leitzinses, für eine Lockerung der Geldpolitik gesorgt.
Am vergangenen Mittwoch veröffentlichte die amerikanische Notenbank ihr Statement zur US-Geldpolitik. Im Allgemeinen wurde von den Kapitalmärkten erwartet, dass die Zinserhöhung nach zuletzt durchwachsenen US-Wirtschaftsdaten in das nächste Jahr verschoben wird. Die Marktteilnehmer suchten daher im Statement der Sitzung nach einer Formulierung, die auf eine abwartende Haltung hinweist. So recht fündig wurden sie jedoch nicht. Das Statement hält sich alle Türen für eine Zinserhöhung, auch noch im Dezember, offen. Die Notenbanker verwiesen sogar auf den Termin im Dezember; dann wolle mal nach der Begutachtung der Wirtschaftsdaten über eine Zinserhöhung entscheiden. Dabei werden Daten des Arbeitsmarktes, Inflationsraten (inkl. Inflationserwartungen) und die Entwicklungen an internationalen Märkten mit in die Entscheidung einbezogen.
Arbeitsmarkt
Der US-Arbeitsmarkt ist längst wieder auf seinem Vorkrisenniveau angelangt. Es gibt zwar statistische Daten, nach welchen die Situation nicht ganz so rosig aussieht, doch ein Zinsniveau von 0 Prozent ist auch unter Berücksichtigung dieses Einwands nicht zu rechtfertigen.
Inflation
Die Inflationsraten befinden sich, nicht nur in den USA, auf sehr niedrigem Niveau. Die Preissteigerung ist, ausgehend von den Rohstoffpreisen auf globaler Ebene, sehr niedrig und liegt in den USA wie auch Europa nahe der Nulllinie.
Nicht besser stellt sich die Situation für die an den Kapitalmärkten gehandelte zukünftige Inflation dar. Durch den Kauf von sogenannten Swaps können sich die Marktteilnehmer gegen einen Inflationsanstieg in der Zukunft absichern. Doch betrachtet man die derzeitig gehandelten Inflationsraten für die nächsten Jahre (Grafik unten), ist das offizielle Inflationsziel von 2 Prozent noch weit entfernt.
Internationale Märkte
Die US-Notenbank weist in ihrem Statement, wie bereits seit einiger Zeit, auch auf das Geschehen an internationalen Märkten hin. Dieses soll bei den Entscheidungen zur US-Geldpolitik mit einbezogen werden. Dier Hintergrund dieser Neuerung ist die heutige Vernetzung der internationalen Märkte.
Eine der großen Herausforderungen dieser Tage ist die wirtschaftliche Abkühlung der chinesischen Wirtschaft. Da China nach den USA die zweitgrößte Volkswirtschaft darstellt, sind die Folgen eines rückläufigen Wirtschaftswachstums in vielen Ländern spürbar. Besonders hart trifft es dieser Tage die Schwellenländer, die eine hohe Abhängigkeit von den Rohstoffpreisen aufweisen.
Doch auch der Anstieg des US Dollar bringt viele Schwellenländer in eine prekäre Situation. Nachdem die Zinsen innerhalb des USD-Währungsraums lange sehr tief waren, haben sich auch viele Schwellenländer in USD verschuldet. Ein Anstieg des USD gegenüber der heimischen Währung lässt die Verschuldung nun rasant steigen. Dabei setzt sich eine sich selbsttragende Dynamik in Gang. Eine solche Dynamik kann dem noch immer anfälligen globalen Finanzsystem durchaus einen neuen Schock versetzen. Die von der Währungsentwicklung ausgehende problematische Situation für viele Schwellenländer ist in der nachfolgenden Grafik gut erkennbar.
Fazit
Auch wenn der Arbeitsmarkt in den USA in einem guten Zustand erscheint, bleiben viele Risiken für ein zukünftiges Wirtschaftswachstum bestehen. Diese gehen zum einen von der anhaltenden Schwäche der Inflationsraten aus. Eine Abwärtsspirale, ausgehend vom Preisverfall an den Rohstoffmärkten, die sich in weitere Sektoren ausweitet, ist in einigen Ländern nicht auszuschließen. Besonders die Schwellenländer sind unter den aktuellen Marktbedingungen anfällig für Krisen.
Die US-Notenbank ist sich der Lage wohl bewusst und wird unserer Meinung nach nicht das Risiko eingehen, eine weitere Schockwelle durch das internationale Finanzsystem zu jagen. Dabei sind die Abfolge und das Timing zukünftiger Zinserhöhung weitaus wichtiger als der Zeitpunkt, zu dem ein erster Schritt erfolgt. Wir gehen von einer US-Geldpolitik aus, die zwar den Leitzins leicht anheben wir, doch sich mit weiteren Zinsschritten viel Zeit lassen und in kleinen Schritten agieren wird.
Anleger sollten sich daher auf eine anhaltende Periode erhöhter Kapitalmarktschwankungen einstellen, besonders am Währungsmarkt. Das aktuelle Niedrigzinsumfeld und die damit verbundenen Herausforderungen für den Kapitalaufbau und Vermögenserhalt bleiben weiterhin bestehen.
YPOS Kapitalmarkt-Dialog am 10.11.2015
Wie gewohnt erhalten Sie einen kompakten und verständlichen Überblick zu den internationalen Kapitalmärkten. Neben der Betrachtung der aktuellen Lage wird der Schwerpunkt diesmal auf dem Thema Risikostreuung liegen.
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