Inhalt
Crash oder kurze Turbulenz?
Der Monat August hatte es in diesem Jahr in sich. Normalerweise ist der Sommermonat ein Börsenmonat mit relativ geringen Handelsvolumina, da viele Marktteilnehmer im Urlaub sind. Der Dax als wichtigstes Börsenbarometer für Deutschland gab zwischenzeitlich alle Gewinne des Jahres 2015 ab. Am 24. August markierte er mit ca. 9.361 Punkten den tiefsten Stand seit Januar und lag zeitweise über 8 Prozent im Minus.
Die große Frage, die sich alle Anleger stellen, lautet dieser Tage:
Ist die extreme Kursbewegung an den Kapitalmärkten wirklich gerechtfertigt und wie tief kann der Markt noch fallen?
Diese Frage mit Sicherheit zu beantworten ist ohne Glaskugel und magisches Talent nicht möglich. Was wir jedoch tun können, ist die Marktbewegung in den Gesamtkontext einzuordnen, um eine bessere Einschätzung der aktuellen Situation zu ermöglichen.
Aktienmarkt China
Als Begründung der heftigen Marktturbulenzen wird häufig der chinesische Aktienmarkt genannt. Die Medien sprechen in diesem Zusammenhang stets vom Aktienmarkt auf dem Festland. Dieser wird jedoch überwiegend von chinesischen Marktteilnehmern dominiert und macht gerade einmal 2,6 Prozent des globalen Aktienmarktes – gemessen an der Marktkapitalisierung des MSCI World All Country Index – aus. In der chinesischen Bevölkerung macht der Anteil der Haushalte, die Aktien besitzen gerade einmal 8,8 Prozent aus. Zum Vergleich: In den USA bei liegt dieser Anteil bei ca. 50 Prozent und sogar in Deutschland, wo man dem Aktienmarkt mehrheitlich nicht über den Weg traut, besitzen 12,1 Prozent der Bevölkerung Aktien. Angesichts der Größe des chinesischen Aktienmarktes sollte der Kurssturz an den chinesischen Börsen keinen globalen Aktieneinbruch rechtfertigen.
Konjunktursorgen
Die Konjunktursorgen, besonders ein rapider Einbruch der chinesischen Wirtschaft, ist in der Tat ein Faktor, der den Kursverlauf der letzten Tage rechtfertigen würde. Doch bisher gibt es keine belastbaren Wirtschaftsdaten, die ein derartiges Szenario belegen könnten.
Wachstum in China
In China gibt es zwar Zeichen einer konjunkturellen Schwäche, doch nicht eines totalen Kollaps‘. Was sich derzeit in China abspielt ist symptomatisch für die Entwicklung eines Landes, das in frühen Phasen des Wirtschaftswachstums hohe Summen in die Infrastruktur sowie den industriellen Sektor investiert hat. Durch ein exportgetriebenes Wirtschaftswachstum entwickelte sich China lange Zeit mit hohen Wachstumsraten. Diese Phase konnte nicht für immer Bestand haben – steigende Produktionskosten bzw. der Anstieg des Preisniveaus zwangen chinesische Unternehmen, sich in der Wertschöpfungskette nach oben zu orientieren. In der Folge findet ein, durch die Regierung geförderter, struktureller Wandel der chinesischen Wirtschaft statt. Dieser wird zukünftig mit geringeren Wachstumsraten und anderen Wachstumstreibern vonstattengehen. Im Rahmen dieses Wandels wird es immer wieder Teilstrecken geben, in welchen sich Belastungsfaktoren negativ auf den Prozess auswirken. In einem solchen Punkt befinden wir uns derzeit.
Konjunktur USA & Europa
In den USA und Europa gibt es jedoch keinerlei Anzeichen einer bevorstehenden Rezession. Dies ist ein wichtiger Aspekt, den man sich stets vor Augen halten sollte. Denn unserer Meinung nach ist der Kursverfall an den Aktienmärkten der Versuch des Marktes, die Entwicklung der realen Wirtschaft vorwegzunehmen. Diese Eigenschaft des Kapitalmarktes, erst zu handeln und dann zu denken, wurde sehr anschaulich von der Börsenlegende Andre Kostolany beschrieben:
„Mit der Wirtschaft und der Börse verhält es sich wie mit dem Mann und seinem Hund beim Spaziergang. Der Mann läuft langsam und gleichmäßig weiter. Der Hund läuft vor und zurück. Aber beide bewegen sich in die gleiche Richtung. Der Mann ist die Wirtschaft, der Hund die Börse.“
Ausblick
Ob die konjunkturelle Vorahnung der Kapitalmarktteilnehmer begründet ist, muss die Zeit zeigen. Es muss jedoch beachtet werden, dass ein Crash am Kapitalmarkt (bisher haben wir, wenn überhaupt, einen kleinen Crash gesehen) auch die reale Wirtschaft infizieren kann. Wenn eine Kapitalmarktbewegung im großen Ausmaß Werte wie z.B. Aktien vernichtet, wird auch das Vertrauen in der Realwirtschaft getrübt. Die derzeitige Datenlage zeigt keinen Einbruch der Wirtschaft in den USA oder Europa. Im Gegenteil, die Daten aus den USA waren in den letzten Tagen deutlich besser als erwartet und auch in Europa setzt sich die Zunahme der wirtschaftlichen Dynamik fort. In China wird das Wachstum in Höhe der 7 Prozent Marke (das Wachstumsziel der chinesischen Zentralregierung) nur schwer zu erreichen sein. Es ist wahrscheinlich, dass die Regierung (wie bereits am 25. August geschehen), mit einer Lockerung der Geldpolitik reagiert, dies sollte den Markt kurzfristig stützen.
Privatinvestoren sollten sich von den Turbulenzen an den Kapitalmärkten nicht in ihrer Anlagestrategie verunsichern lassen. Anleger werden oft von dem Geschehen der Kapitalmärkte zu einem prozyklischen Verhalten verleitet.
Es ist daher wichtig, Investitionen breit zu streuen (global) und keine Klumpenrisiken einzugehen. Die eigene Strategie sollte diszipliniert umgesetzt werden ohne sich vom Tagesgeschehen oder der Berichterstattung der Medien verunsichern zu lassen.
Neben den finanziellen Zielen ist die finanzielle Risikobereitschaft ein wichtiger Faktor bei der Herleitung der persönlichen Anlagestrategie. Der Zugang zu einem wissenschaftlich fundierten Fragebogen kann kostenfrei unter dem Betreff „Risiko“ per Email angefordert werden.
Gerne unterstützen wir Sie bei der Herleitung einer individuellen Anlagestrategie.
Kontaktieren Sie uns, wir helfen Ihnen gerne weiter.
Jetzt einen Beratungstermin vereinbaren
Strategiedepot Faktor Portfolio – Investieren Sie effizient und regelgebunden in die globalen Kapitalmärkte
Auf Basis aktueller wissenschaftlicher Ergebnisse erhalten Sie Zugang zu einem global gestreuten Portfolio mit mehreren tausend Wertpapieren. Der Zugang zu dieser Vielzahl von einzelnen Wertpapieren erfolgt überwiegend mittels sog. Vermögensklassenfonds. Dies sind Investmentfonds, die häufig nur für institutionelle Großinvestoren zugänglich sind. Durch das disziplinierte Rebalancing, also die regelmäßigen Rückführung der sich durch Marktbewegungen ändernden Depotstruktur auf die gewünschte Anlageverteilung, erhalten Sie ein kraftvolles Werkzeug für Ihre langfristige Kapitalanlage.
Wertentwicklung des Strategiedepots Faktor Portfolio seit Auflage*
*Die in der Vergangenheit erzielte Wertentwicklung ist keine Garantie für künftige Wertentwicklung. Die vorliegenden Informationen dienen ausschließlich Lernzwecken und sollten nicht als Anlageberatung oder Aufforderung zum Erwerb oder Verkauf eines Wertpapiers betrachtet werden.
Finanzielle Bildung – Veranstaltungsübersicht
Ein Zitat besagt, dass die Investition in Wissen die besten Zinsen bringt. Dies gilt wohl umso mehr in der heutigen Zeit!
YPOS Kapitalmarkt-Dialog am 16.09.2015
Wie gewohnt erhalten Sie einen kompakten und verständlichen Überblick zu den internationalen Kapitalmärkten.
Melden Sie sich jetzt direkt an. Die Anzahl der Teilnehmer ist begrenzt:
Zur Anmeldung