Eingestellt am 14. September 2016 · Eingestellt in Alle Publikationen, Markets - Markteinschätzung

Seit einigen Tagen ist an den Kapitalmärkten eine unangenehme Korrektur im Gange. Das Besondere hieran ist, dass Aktien und Anleihen gleichzeitig im Preis fallen. Dieses Phänomen ist nicht ganz neu, doch immer wenn es auftritt, bringt es deutliche Probleme mit sich. Denn unter normalen Marktbedingungen dienen Anleihen (Staatsanleihen) als Diversifikationselement und steigen im Wert, wenn Aktienkurse fallen. Im Portfolio erfüllen sie somit eine gewisse Absicherungsfunktion und wirken stabilisierend.

In der nachfolgenden Grafik ist die gegenläufige Entwicklung zwischen Aktien und Anleihen und somit auch die Diversifikationsfunktion gut erkennbar: Wenn in den letzten 20 Jahren Aktien im Preis stiegen, ging dies mit fallenden Preisen für Staatsanleihen (Renditen für Anleihen steigen, wenn die Anleihepreise fallen) einher. Dies hat sich mit dem Beginn der experimentellen Geldpolitik geändert. Seit Beginn des Jahres 2011 sind die beiden Anlageklassen (Aktien und Staatsanleihen) gleichgeschaltet und Anleihen bieten nicht länger den Diversifikationseffekt bzw. die Risikoabsicherung gegen fallende Aktienkurse.

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In der Phase gemeinsam steigender Aktien- und Anleihepreise gab es kein Grund, sich zu beschweren. Denn alle Anleger profitierten von der gesamthaften Inflationierung der Anlagepreise. Doch wenn sich dieser Trend einmal nachhaltig umkehrt, und das wird er mit Sicherheit früher oder später, drohen insbesondere konservativen Anleger Verluste. Durch den nicht länger vorhandenen Diversifikationseffekt können Verluste am Aktienmarkt nicht wie früher kompensiert werden und Anleger in konservativen Produkten drohen mindestens zeitweise Kursverluste, die in dieser Höhe historisch noch nie auftraten.

Wann kommt die Wende?

Grundsätzlich sind die Notenbanken mit ihrer expansiven Geldpolitik für die Preismanipulation der Anlageklasse Anleihen verantwortlich. Zukünftige Gewinne wurden durch die Kurssteigerung vorgezogen und werden bei einer Normalisierung der Geldpolitik wieder abgegeben. Angesichts des globalen Schuldenberges ist nicht damit zu rechnen, dass die Notenbanken eine rasche Normalisierung der Geldpolitik durchführen werden. Doch mittlerweile ist der Markt der realen wirtschaftlichen Entwicklung soweit vorweg gelaufen, dass sogar eine Beibehaltung des Status Quo (Japan & Europa) bzw. eine langsame Normalisierung, eine Enttäuschung der Marktteilnehmer auslösen kann. Die Folgen wären eine Normalisierung der Anleihepreise, was nichts anderes bedeutet, als die Umkehr eines mehrere Dekaden langen Aufwärtstrends.

Derzeit sehen wir eine unangenehme Preiskorrektur am Anleihe- und Aktienmarkt (Grafik unten), doch noch nicht mehr. Wobei es durchaus möglich ist, dass es sich bei der Korrektur um den Beginn der beschriebenen Trendwende handelt – zum heutigen Tag ist dies nicht mit Sicherheit zu beantworten. Sicher ist jedoch, dass eine Trendwende, wenn sie früher oder später einsetzt, einen identischen Anfang nehmen wird. Der Auslöser wird mit hoher Wahrscheinlichkeit eine Stabilisierung der Inflationsraten sein.

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Folgen für den Anleger

Im Fall einer Zinswende würde in einem ersten Schritt die stark gestiegene Verunsicherung für eine hohe Volatilität an den Kapitalmärkten sorgen. Dabei würden höchstwahrscheinlich zunächst alle Anlageklassen gleichzeitig im Preis fallen.

Nach dieser Phase, in der zunächst wenig differenziert auf die Verkaufsknöpfe gedrückt wird, gehen wir davon aus, dass insbesondere Aktien von Unternehmen aus zyklischen Sektoren bzw. andere Sachwerte, die von einer steigenden Inflation profitieren, eine relative Stärke gegenüber dem Gesamtmarkt aufweisen werden.

Anleihen könnten sich angesichts einer steigenden Inflation und einer Normalisierung der Geldpolitik schwer tun und dürften Kursverluste erleiden. Aufgrund der hohen prozentualen Gewichtung von Anleihen in defensiven Investmentprodukten sind defensive Anleger besonders mit diesem Risiko konfrontiert.

Doch das beschriebene Szenario einer Zinswende ist einer Vielzahl von Einflussfaktoren ausgesetzt. Events wie das Brexit-Referendum aber auch das langsame oder nicht vorhandene Wirtschaftswachstum und die in vielen Ländern noch immer hohe Arbeitslosigkeit stellen viele Demokratien vor große Herausforderungen und können die Zinswende verzögern. Zusätzlich belasten Themen wie Terrorismus und geopolitische Auseinandersetzungen das Marktgeschehen.

Auch wenn den verschiedenen Szenarien gewisse Wahrscheinlichkeiten zuordnen kann, bleibt die Zukunft natürlich ungewiss. Daher ist es wichtig, aktiv auf Veränderungen des Kapitalmarktumfeldes zu reagieren. Denn entgegen der Erfahrungen aus der Vergangenheit ist die aktive Auseinandersetzung mit der eigenen Vermögensstruktur und Kapitalanlage heute nicht mehr optional, um eine höhere Rendite zu erzielen. Eine langfristige Anlagestrategie mit entsprechendem Risikomanagement ist die Grundlage für den Vermögensaufbau und -erhalt.

Gerne stehen wir Ihnen in einem Gespräch zur Besprechung Ihrer finanziellen Fragestellungen zur Verfügung und helfen Ihnen bei der Herleitung einer Anlagestrategie.

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Über den Autor

Magnus Lenz, Bankkaufmann, Bankfachwirt (IHK) und zertifizierter Vermögensberater (Frankfurt School of Finance & Management) ist ein erfahrener Wertpapier-, Kredit- und Vorsorgespezialist. 2009 gründete er die Lenz Financial Wealth Management GmbH mit dem Ziel, seinen Kunden eine individuelle und unabhängige Beratung bieten zu können.