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Märkte schwanken zwischen Hoffen und Bangen
Nachdem die griechische Tragödie, aufgrund der vorläufigen Einigung mit den Gläubigern vorerst (!) wieder aus dem Fokus gerückt ist, konzentrieren sich die Märktteilnehmer derzeit auf andere Themen.
US-Zinsausblick
Eines dieser Themen ist eine mögliche Zinserhöhung durch die US-Notenbank (FED). Nach einer erfreulichen Entwicklung der US-Konjunktur erscheint der Leitzins, der nur knapp oberhalb der 0 Prozentmarke liegt (0,25 %), nicht länger angemessen. Nach der letzten Sitzung der US-Notenbank, die am vergangenen Mittwoch (29.07.2015) stattfand, erhofften sich die Marktteilnehmer nähere Informationen, wann die US-Notenbank den ersten Zinsschritt beabsichtigt. In der Pressekonferenz wurden die Hoffnungen der Marktteilnehmer jedoch enttäuscht. Allerdings gab die US-Notenbank mit ihrer positiven Einschätzung der US-Konjunktur eine Indikation, die die Chancen eines Zinsschrittes im September wahrscheinlicher werden lässt. Die Marktreaktion auf die Einschätzung der US-Notenbank fiel dabei durchwachsen aus. Nach ersten Gewinnen geriet der Aktienmarkt am Tag nach der Notenbanksitzung unter Druck und verlor wieder an Boden. Der USD handelt fester und verteuert sich gegenüber dem Euro um fast 2 Prozent.
Wachstumssorgen belasten
In den letzten Handelstagen mischte sich in die große Erleichterung über eine vorübergehende Lösung der Griechenland-Frage eine große Portion Realität. Die starken Turbulenzen an den chinesischen Börsen und die Sorge um die schwächelnde Konjunktur belasteten die Marktstimmung rund um den Globus. Besonders unter Druck gerieten Rohstoffpreise, Minenaktien und Aktien der Rohölproduzenten. Die fallenden Rohstoffpreise wecken die Befürchtung einer sich global abschwächenden Wirtschaft und damit verbundenen sinkenden Inflationsraten. Für die hoch verschuldeten Staaten ist das natürlich eine schlechte Nachricht. Finanzielle Repression benötigt schließlich niedrige Zinsen UND Inflation. Aktuell ist die fehlende Inflation positiv für den Anleger. Perspektiv stellt sich natürlich die Frage nach anderen Arten der Entschuldung. Diese wären wohl im Vergleich weit weniger sanft…
Wie in der unteren Abbildung gut zu erkennen ist, haben fallende Rohstoffpreise (insbesondere Industriemetalle und Rohöl) einen großen Einfluss auf die Preisentwicklung.
Globale Marktentwicklung
Die europäischen Aktienmärkte liegen weiterhin auf den Spitzenplätzen, wenn es um die Wertentwicklung im laufenden Kalenderjahr geht. Auch wenn der Monat Juli aufgrund der Situation in Griechenland mit einem schwachen Start begann, liegt die große Mehrheit der europäischen Indizes nach der Erholung der Kurse wieder im positiven Bereich. Der chinesische Aktienmarkt hat nach spektakulären Tagesverlusten von bis zu 8 Prozent die rote Laterne in Sachen Monatsentwicklung übernommen. Die US-Aktienmärkte befinden sich bereits seit vielen Monaten in einer Seitwärtsbewegung und kommen auch im Juni nicht von der Stelle.
Abseits der Aktienmärkte fällt die bereits angesprochene Schwäche des Rohstoffsektors auf. Die sich aus den Preisrückgängen am Rohstoffmarkt ableitenden sinkenden Inflationserwartungen sorgten im Juli für eine positive Entwicklung der Anleihepreise. Dabei kann die positive Preisentwicklung der Anleihen im Juli nicht über die durchwachsene Performance des Sektors im laufenden Jahr hinwegtäuschen.
In unserem Inflationscheck gehen wir ausführlicher auf Zinsen und Inflation ein. Dort erläutern wir warum weiterhin diese Devise gilt und was es daher zu beachten gilt: Niedrige Inflation nach offizieller Lesart bedeutet niedrige Zinsen und anhaltende Interventionen durch die Notenbank. Das verlängert den Anlagenotstand und erhöhte das Risiko finanzieller Fehlentscheidungen.
Marktausblick
EURO-Aktien mit weiterem Gewinnpotenzial?
Der europäische Aktienmarkt besitzt unserer Ansicht nach ein attraktives Chance-Risiko-Verhältnis. Trotz der ohne Zweifel vorhandenen Risiken – besonders das politische Risiko innerhalb der Eurogruppe – bevorzugen wir derzeit Aktien aus der Eurozone. Insbesondere die stark expansive Geldpolitik sollte weiterhin für Rückenwind sorgen.
Die Europäische Zentralbank (EZB) ist mit ihrem Anleihekaufprogramm voll im Plan und weitet ihre Bilanz kontinuierlich aus (Abbildung oben). Damit verbunden konnte die Geldmenge durch eine positive Entwicklung der Kreditvergabe deutlich gesteigert werden. Die seit vielen Monaten rückläufige Vergabe von Krediten drehte sich im laufenden Jahr um. Seit Januar bringt die Eurozone wieder positives Kreditwachstum hervor.
Ein weiterer Hinweis für den (isoliert betrachteten) Erfolg der Notenbankinterventionen ist die Entwicklung der Zinsdifferenzen zwischen den Eurostaaten. Durch ein seit der Finanzkrise stark fragmentiertes Finanzsystem sind die Refinanzierungszinsen innerhalb der Eurozone stark voneinander abgewichen. Die Gründe für diese Situation liegen nicht zwangsläufig nur an einer schlechten Bonität der Unternehmen. In vielen Fällen haben die nationalen Banken aufgrund der geltenden Eigenkapitalrichtlinien nur die Möglichkeit, zu deutlich erhöhten Zinsen Kredite zu vergeben. Wie in der unteren Abbildung deutlich zu erkennen ist sind die Zinsunterschiede in der jüngeren Vergangenheit rückläufig.
Das Umfeld für eine Erholung der europäischen Wirtschaft ist aufgrund der Effekte der Geldpolitik so gut wie lange nicht. Dabei sind es nicht alleine die sich verbessernden Bedingungen des Finanzsystems, die den Unternehmen Rückenwind geben. Auch indirekte Effekte der EZB Geldpolitik erhöhen die internationale Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen aus der Eurozone. Bei diesem indirekten Effekt handelt es sich um den Wechselkurs der europäischen Gemeinschaftswährung. Durch die Expansion der Geldmenge fällt der Wert des Euro gegenüber den Währungen der wichtigsten Handelspartner. Das bedeutet, das die Unternehmen ihre Produkte und Dienstleistungen zu attraktiveren Konditionen im Ausland anbieten können. Naturgemäß bedeutet dies Nachteile für Exporteure in anderen Währungsräumen (bspw. USA).
Risiken
Trotz der vielen positiven Effekte der Geldpolitik sind zweifelsohne auch Risiken bei einem Investment in Euro-Aktien vorhanden. Das größte Problem sehen wir in der Politik der Mitgliedsstaaten. Wie die Geschehnisse in und um Griechenland gezeigt haben, kennt bei vielen nationalen Regierungen die Freundschaft zum europäischen Gedanken deutliche Grenzen. Generell stehen die nationalen Interessen der verschiedenen Länder oft im krassen Gegensatz zu dem, was eine Währungsunion ausmacht.
Das beste Beispiel ist Deutschland: Deutschland genießt aufgrund der gemeinschaftlichen Währung einen Wechselkurs, der 20 bis 30 Prozent unterhalb dem liegt, was im Falle des Fortbestands der D-Mark gelten würde. Es gilt allerdings genauer zu differenzieren wer profitiert… Schließlich sind deutsche Unternehmen, Arbeitnehmer, der Staat usw. als unterschiedliche Parteien differenziert zu betrachten.
Der Wettbewerbsvorteil ist deutlich in der Außenhandelsbilanz zu erkennen. Diese ist mit der Einführung des Euro explodiert und befindet sich auf Rekordniveau.
Da es Länder wie Deutschland gibt, die mehr exportieren als importieren, gibt es auch Länder, die mehr importieren als sie exportieren. In diesen Fällen sprechen wir von einem Handelsbilanzdefizit. Dies muss durch die Aufnahme von Krediten finanziert werden. Der größte Anteil des deutschen Exports geht mit knapp 60 Prozent in Länder der Eurozone. Man kann festhalten, dass die dauerhaft hohen deutschen Überschüsse aus der Handelsbilanz bei anderen Staaten zu einer gestiegenen Verschuldung geführt haben. Jetzt stehen wir in der europäischen Währungsgemeinschaft an dem Punkt, an dem die anderen Länder ihre Schulden teilweise nicht mehr bedienen können. Eine Lösung der Schuldenkrise führt bei dem Gläubiger zwangsläufig zu einem Verzicht auf Forderungen. Eine nachhaltig stabile Währung kommt ohne eine Transferunion nicht aus.
Der bereits begonnene Prozess hin zu einer Transferunion wird immer wieder politischen Zündstoff bieten und damit teilweise heftige Marktschwankungen auslösen. Ob am Ende eine solide und nachhaltig krisensichere Gemeinschaftswährung steht, muss sich zeigen.
Diese Erwartung wird in einer höheren Risikoprämie für Euro-Aktien (im Vergleich zu US-Aktien) reflektiert.
Gerne informieren wir Sie über die verschiedenen Möglichkeiten, wie Sie eine passende Anlagestrategie umsetzen können.
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