Eingestellt am 23. Juli 2014 · Eingestellt in Eurokrisenbarometer, Markets - Markteinschätzung

Update Kapitalmarkt

Die letzten Handelstage waren geprägt von Unsicherheit aufgrund der geopolitischen Konflikte. Der Abschuss des voll besetzten Passagierflugzeugs über dem ostukrainischen Luftraum am vergangenen Donnerstag ist extrem tragisch und hat die internationale Gemeinschaft tief schockiert. Für die Kapitalmärkte steht nun die Frage im Vordergrund, welche ökonomischen Folgen dieses Ereignis haben könnte. Bisher hat sich an den harten Fakten in Bezug auf den Konflikt zwischen Russland und der Ukraine, trotz der teilweise starken Rhetorik auf beiden Seiten, nichts geändert. Wir schätzen die Lage weiter als heikel ein, doch sehen bisher keine Anzeichen für eine weitere Eskalation der Lage. Jedoch bleibt ein Restrisiko, dass eine der beteiligten Parteien die Nerven verlieren könnte. Dieser Fall könnte an den Börsen für starke Kursrückgänge sorgen, jedoch lassen sich weder das Ausmaß noch der Zeitpunkt prognostizieren.
Wir konzentrieren uns daher auf die Beurteilung der Ist-Situation und die derzeit auf Hochtouren laufenden Berichtssaison zum 2. Quartal 2014. Die wirtschaftlichen Indikatoren haben in der Eurozone eine leichte Abkühlung der Konjunktur angezeigt, sonst gibt es wenig Neues, was die vorherrschende Situation verändern könnte. Wir sehen weiterhin ein schleppend verlaufendes Wirtschaftswachstum, das in Europa am schwächsten ist. In den USA ist weiterhin einer relativ starke Wirtschaft zu beobachten, die jedoch nicht an die historischen Wachstumszahlen der US-Konjunktur anknüpfen kann.
Die Aktienmärkte tendieren in den Industriestaaten mit einigen Schwankungen seitwärts, nur die Schwellenländer konnten in den letzten Handelstagen Boden gut machen. Auch präsentierte China in der letzten Woche überraschend gute Zahlen für das Wirtschaftswachstum im 2. Quartal 2014. Diese wirkten sich auch positiv auf viele andere Schwellenländer aus, deren Wirtschaft stark mit China verknüpft ist.

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Abb. 1

An den Anleihemärkten gab es in den letzten fünf Handelstagen kaum Bewegung. Rohstoffe (inkl. Edelmetalle) gaben aufgrund fundamentaler Daten nach. Insbesondere für Gold und Silber ist dies kein gutes Zeichen. Die Edelmetalle, die in politisch heiklen Phasen eigentlich gerne gekauft werden, reagierten nur sehr begrenzt, was ein Indiz für eine anstehende Schwäche sein könnte. Auch die Finanzinstrumente, die zu Absicherungszwecken dienen, deuten auf einen weiterhin entspannten Markt hin. Es gibt keine signifikanten Anzeichen von erhöhtem Stress am den Märkten.

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Abb. 2

Berichtssaison im Fokus

In der Berichtssaison legen die Unternehmen ihre Bilanzen vor und die Anleger haben die Möglichkeit, zu überprüfen, ob die Entwicklung der Aktienpreise fundamental unterfüttert ist. Die amerikanischen Unternehmen starten traditionell mit ihren Berichten, bevor auch in Europa immer mehr Unternehmen ihre Zahlen präsentieren.
Der bisherige Verlauf der US-Berichtssaison gestaltet sich positiv. Bisher haben knapp die Hälfte der Unternehmen des S&P 500 Index‘ ihre Zahlen vorgelegt. Betrachtet man die Steigerung von Umsatz und Gewinn im Vergleich zum Vorjahr, setzt sich der positive Trend der letzten Quartale weiter fort. In den Abbildungen 3 und 4 sind die Steigerungen der Zahlen im Vergleich zum Vorjahresquartal gut zu erkennen. Auch ist es ein sehr gutes Zeichen, dass endlich auch auf der Umsatzebene ein steigendes Wachstum zu verzeichnen ist. In der Vergangenheit war es den Unternehmen nur selten möglich, ihre Umsätze zu steigern und die Gewinnsteigerungen waren in den meisten Fällen auf Kostensenkungs- oder Optimierungsprogramme zurück zu führen. Da die positive Dynamik nun auch von der Umsatzseite ausgeht, können positive Rückschlüsse auf die Gesamtwirtschaft gezogen werden. Steigende Unternehmensumsätze setzen immer auch steigende Ausgaben von Konsumenten und Unternehmen voraus.

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Abb.3 Entwicklung des Umsatz‘ für Unternehmen des S&P500 Index‘ im Vergleich zum Vorjahr und Median der Analystenschätzungen Quelle: Reuters Eikon / YPOS Finanzplanung GmbH

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Abb. 4 Entwicklung des Gewinns für Unternehmen des S&P500 Index‘ im Vergleich zum Vorjahr und Median der Analystenschätzungen Quelle: Reuters Eikon / YPOS Finanzplanung GmbH

Die Abbildungen 5 zeigen die Zahlen in einzelnen Unternehmensbrachen unterteilt. Im Vergleich zum Vorjahresquartal können, bis auf wenige Ausnahmen, alle Branchen ihren Umsatz steigern. Auffällig sind gestiegene Umsätze sowohl beim privaten Konsum als auch bei Investitionen von Unternehmensseite. Dabei ist zu beachten, dass erst 44 Prozent der 500 Unternehmen im S&P500 ihre Zahlen vorgelegt haben. Im 1. Quartal war die Dynamik in der 2. Hälfte der Berichtssaison am stärksten, die Statistik könnte sich im Verlauf der nächsten Tage daher noch weiter verbessern.

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Abb. 5 Entwicklung des Umsatz und Gewinns für Unternehmen des S&P500 Index im Vergleich zum Vorjahr und Median der Analystenschätzungen Quelle: Reuters Eikon / YPOS Finanzplanung GmbH

Fazit

Bisher konnten die Unternehmen mit ihren Berichten zum Großteil überzeugen. Die Zeichen einer an Dynamik gewinnenden US-Wirtschaft mehren sich zusehends. Wir sehen eine gute Chance, dass die positive Entwicklung im der 2. Hälfte dieser Berichtssaison weiter fortsetzen bzw. steigern kann. Mit den wachsenden Gewinnen liefern die Unternehmen die fundamentale Grundlage für die Kursentwicklung der letzten Wochen. Besonders erbaulich sind die Steigerungen auf der Umsatzseite vieler Unternehmen. Hier liegt der Schlüssel für eine sich selbsttragende positive Wirtschaftsentwicklung in den USA.

Folgen für den Anleger

Angesichts des aktuellen Zinsniveaus kommt heute kein Anleger, der sein Vermögen real erhalten oder vermehren will, an Investitionen am Kapitalmarkt vorbei! Aus Sicht des Anlegers, der in Euro rechnet, muss unserer Ansicht nach ein Teil des Vermögens außerhalb des Euro angelegt werden. Auch wenn die Eurokrise nicht akut ist, eine Lösung der Probleme ist nicht in Sicht und ein Ende mit Schrecken ist noch immer nicht auszuschließen. Aktien bieten einen geeigneten Inflationsschutz und sind das einzige liquide Produktivkapital, das für jeden Anleger verfügbar ist. Anleihen bieten aktuell noch eine laufende Verzinsung mit einem erheblich niedrigeren Verlustpotential als Aktien. Für konservative Anleger, die sich keine großen Wertschwankungen leisten können oder auch wollen, sind Anleihen somit nach wie vor eine Alternative. Die erwartete Rendite ist allerdings niedrig und daher sollten die Auswirkungen auf die Finanz- und Ruhestandsplanung berücksichtigt werden. Andere Anlageformen, wie Edelmetalle und Rohstoffe, bieten keine laufende Rendite, sind jedoch zur Streuung des Vermögens gut geeignet. Nachrichten hin, Neuigkeiten her: Eine Analyse der eigenen Vermögensstruktur, die Kenntnis der eigenen finanziellen Risikobereitschaft und eine handwerklich sauber umgesetzte Anlagestrategie waren, sind und bleiben die richtigen Antworten auf die aktuellen und zukünftigen finanziellen Herausforderungen.

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Quelle: YPOS

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Über den Autor

Magnus Lenz, Bankkaufmann, Bankfachwirt (IHK) und zertifizierter Vermögensberater (Frankfurt School of Finance & Management) ist ein erfahrener Wertpapier-, Kredit- und Vorsorgespezialist. 2009 gründete er die Lenz Financial Wealth Management GmbH mit dem Ziel, seinen Kunden eine individuelle und unabhängige Beratung bieten zu können.