Inhalt
Durchatmen nach der EZB-Entscheidung
An den Kapitalmärkten verlief die vergangene Woche eher ruhig und sorgte nur für wenige neue Impulse. Nach den Kursanstiegen am Aktien- und Rentenmarkt geben die Preise leicht nach und der Handel verläuft innerhalb einer geringen Spanne. Neue Impulse könnte die am heutigen Mittwoch, 18. Mai, stattfindende Sitzung der US-Notenbank liefern. Die Erwartungen der Marktteilnehmer sehen vor, dass es keine Änderungen der Geldpolitik geben wird und das Tapering, wie auch in den Vormonaten, weiter voran schreitet. Von fundamentaler Seite gibt es keine Neuigkeiten, die das Gesamtbild ändern würden.
Nicht nur am Aktienmarkt, sondern auch in den meisten anderen Anlageklassen gibt es nur eine sehr eingeschränkte Bewegung der Preise. Angesichts des bewaffneten Konfliktes im Irak steht der Ölpreis natürlich im Fokus. Doch wir gehen nicht davon aus, dass die islamistische Bewegung ISIS gegen die sich formierenden Kräfte aus dem Inneren und Äußeren des Irak bestehen kann. Doch wie lange sich die Auseinandersetzungen hinziehen werden, ist nicht prognostizierbar. Ein weiter steigender Ölpreis, der auch mittelfristig auf erhöhtem Niveau verbleiben wird, ist wahrscheinlich.
Die Schwankungsbreite an den Währungs-, Anleihe- und Aktienmärkten ist weiterhin extrem niedrig und könnte auf eine zu sorglose Stimmung an den Märkten hinweisen.
Die wichtigsten Nachrichten werden auch in den kommenden Wochen von den Zentralbanken ausgehen. Die Bank of England schließt einen frühzeitigen Anstieg der Zinsen nicht aus und in den USA könnte eine langsam anziehende Inflation auch zu geldpolitischen Eingriffen führen. In der Eurozone ist eine Ausweitung der lockeren Geldpolitik möglich, doch zuvor wird die EZB einige Monate die Resultate der jüngsten Maßnahmen beobachten. Auch beginnt im Juli die Berichtssaison der Unternehmensergebnisse für das 1. Halbjahr. Hier wird mit Spannung erwartet, ob die gestiegenen Gewinnerwartungen auch erfüllt werden können.
Gewinnaussichten für Unternehmen legen zu
Im Vorfeld zu den Veröffentlichungen der Unternehmensbilanzen für das 2. Quartal 2014 steigen die Erwartungen der Finanzanalysten. Besonders in den USA passen die Analysten ihre Schätzungen nach oben an. Die USA haben es bis heute am besten geschafft, eine Erholung der Wirtschaft zu erreichen. Die Unternehmensergebnisse haben bereits in den vergangenen Quartalen ein wesentlich stärkeres Wachstum als in Europa gezeigt.
Nachdem die Bewertungen des Aktienmarktes in Europa auch angezogen haben, sind bereits viele Vorschusslorbeeren vergeben worden. Ob eine wirtschaftliche Erholung die nötige Dynamik entwickeln kann, um selbsttragend zu sein, bleibt abzuwarten.
Fakt ist, der Aktienmarkt ist anfällig für Enttäuschungen geworden. Die Erwartungen der Investoren sind gestiegen und die Märkte handeln besonders in Europa eine große Hoffnung auf Besserung. Die Zentralbanken sorgen für Liquidität an den Märkten und gleichen somit fehlendes Wachstum aus.
Inflationserwartungen steigen (nicht in der Eurozone)
Die neuesten Inflationsdaten aus den USA lassen auf eine anziehende Inflation schließen. Eine Plausibilisierung der Daten legt nahe, dass die Märkte mit ihren gehandelten Erwartungen tatsächlich richtig liegen könnten (Abb. 4). Demnach ist die Kreditvergabe in den USA in den letzten Monaten stetig gestiegen und der Wirtschaft gelingt es, neue Stellen zu schaffen. Für die USA sind das gute Nachrichten, denn so sind viele Voraussetzungen gegeben, damit die Wirtschaft weiter zulegen kann.
In Europa haben die Eingriffe der EZB nicht viel an den am Kapitalmarkt gehandelten Inflationserwartungen verändert. Die Investoren sehen noch immer die große Gefahr einer stagnierenden Wirtschaft und einem Inflationsniveau, das aufgrund des eurozoneninternen Preisanpassungsprozesses niedrig bleibt. Das große Problem besteht darin, einen Anreiz zu schaffen, der die Haushalte und Unternehmen dazu veranlasst, wieder Geld auszugeben. Doch aufgrund der hohen Verschuldung, sowohl des Privaten als auch des öffentlichen Sektors, liegt der Fokus der Bemühungen aktuell eher darauf, Schulden schnellstmöglich zurück zu zahlen. Eine gefährliche Abwärtsspirale für die Wirtschaft droht daher. Die EZB wird unserer Ansicht nach nicht umhin kommen, eine Ausweitung der expansiven Geldpolitik vorzunehmen. Doch am wichtigsten wird sein, wie die europäische Politik reagiert, wenn eine wirtschaftliche Stagnation die Menschen in den Krisenländern immer unzufriedener werden lässt. Ob sich dann noch alle an die beschlossenen Haushaltsgrenzen halten und welche Folgen ein Verstoß gegen diese haben wird, wird die Zukunft des Euro bestimmten.
Folgen für den Anleger
Angesichts des aktuellen Zinsniveaus kommt heute kein Anleger, der sein Vermögen real erhalten oder vermehren will, an Investitionen am Kapitalmarkt vorbei!
Aus Sicht des Anlegers, der in Euro rechnet, muss unserer Ansicht nach ein Teil des Vermögens außerhalb des Euro angelegt werden. Auch wenn die Eurokrise nicht akut ist, die Lösung ist nicht da und ein Ende mit Schrecken ist noch immer nicht auszuschließen.
Aktien bieten einen geeigneten Inflationsschutz und sind das einzige liquide Produktivkapital, das für jeden Anleger verfügbar ist.
Anleihen bieten auch aktuell noch eine laufende Verzinsung mit einem erheblich niedrigeren Verlustpotential als Aktien. Für konservative Anleger, die sich keine großen Wertschwankungen leisten können oder auch wollen, sind Anleihen eine nach wie vor eine Alternative. Die erwartete Rendite ist allerdings niedrig und daher sollten die Auswirkungen auf die Finanz- und Ruhestandsplanung berücksichtigt werden.
Andere Anlageformen, wie Edelmetalle und Rohstoffe, bieten keine laufende Rendite, sind jedoch als Diversifikation des Vermögens gut geeignet. Nachrichten hin, Neuigkeiten her: Eine Analyse der eigenen Vermögensstruktur, die Kenntnis der eigenen finanziellen Risikobereitschaft und eine handwerklich sauber umgesetzte Anlagestrategie waren, sind und bleiben die richtigen Antworten auf die aktuellen und zukünftigen finanziellen Herausforderungen.