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Der EURO war ein Fehler!
Die wirtschaftliche Situation innerhalb der Eurozone hat sich in den letzten Monaten stabilisiert und die Eurozone als Ganzes ist wieder auf einem Wachstumskurs. Die letzten Frühindikatoren lassen auf ein Wachstum für die Eurozone von 0,5 Prozent im 2. Quartal hoffen. Dies ist die Version der Geschichte, wie sie deutsche Politiker gerne darstellen. Für manchen Beobachter könnte es auch so erscheinen, als wäre das Schlimmste überstanden und es gehe wieder aufwärts. Auch die massiv gefallenen Renditen für Staatsanleihen von schwachen Schuldnern und die gestiegenen Aktienkurse zeugen von Optimismus. Doch die fundamentalen Probleme der Gemeinschaftswährung wurden von der Politik in keinster Weise adressiert oder gar behoben.
Die Schuldenstände der Euroländer sind heute höher als vor dem Ausbruch der Euro- und Schuldenkrise und werden auch in den kommenden Jahren weiter steigen. Es ist bisher nicht einmal gelungen, die Schuldenstände (in Relation zum Bruttoinlandsprodukt) zu stabilisieren. Zusätzlich wird bei dieser Betrachtung die implizite Staatsverschuldung unterschlagen. Hierbei handelt es sich um Verpflichtungen aus dem Renten- und Sozialsystem. Die öffentliche Verschuldung ist also noch weit höher, als dargestellt. Oder soll uns diese Unterschlagung bereits etwas über die nachhaltige Finanzierbarkeit des europäischen Sozialstaatsmodels sagen?
Die Haushaltsdefizite in den Euroländern, die im Zentrum der Krise stehen, konnten durch die auferlegten Sparprogramme reduziert werden, befinden sich jedoch weiterhin oberhalb der 3 Prozenthürde wie sie einst in den Verträgen von Maastricht vereinbart wurden.
Die Situation hat sich in Bezug auf die Schuldenstände demnach sogar weiter verschärft. Im Zentrum der Problematik steht weiterhin die starke Divergenz der Leistungsfähigkeiten der Euromitgliedsstaaten. Ohne einen Annäherung der Leistungsfähigkeiten wird es nicht möglich sein, die Währungsunion langfristig am Leben zu erhalten. Auch wenn aktuelle die Lage ruhig ist und die Zinsen für die Staatsschulden der Krisenländer stark gesunken sind, wird der nächste externe Schock das Kartenhaus erneut erschüttern und womöglich zum Einsturz bringen. Die niedrige Inflation macht es den Krisenstaaten zusätzlich schwer, die Schuldenstände real zu stabilisieren oder gar zu reduzieren. Real, also abzüglich Inflation, kann sich Deutschland für die Laufzeit von bis zu 5 Jahren derzeit sogar entschulden. Diesen Prozess nennt man Reflation: Durch steigende Inflation steigen auch die Steuereinnahmen des Staates und damit kann sich Deutschland real praktisch jedes Jahr ein bisschen entschulden. Dies geht natürlich zu Lasten der Steuerzahler. Ohne Anpassungen des Steuertarifs landen die nominellen Lohnerhöhungen also eher beim Finanzamt, als dem Arbeitnehmer. Das Stichwort lautet: Kalte Progression.
In den Euroländern, in denen die Realzinsen positiv sind, wirkt dieser Mechanismus auch, nur leider umgekehrt. Hier steigen die Schulden jedes Jahr real weiter an. Dies ist für sich genommen noch kein großes Problem, doch mit bereits hohen Schuldenständen, geringem Wachstum und noch immer vorhandenen Haushaltsdefiziten befindet man sich in einer Einbahnstraße. Der Euro und die damit eingegangene gemeinsamem Geldpolitik (Zinspolitik) passen angesichts der großen Unterschiede zu keinem Land richtig. Für Deutschland müssten die Zinsen viel höher sein, für Griechenland können sie gar nicht tief genug sinken. Auch hilft es nicht, die südeuropäischen Länder zu zwingen, das deutsche Wirtschaftsmodell zu kopieren. Dies kann schon allein wegen der grundverschiedenen Konstitutionen der Volkswirtschaften nicht funktionieren.
Jetzt ist es zu spät
Heute hilft es weder, über die Gründe zu philosophieren, noch sich über die Lage, in die uns die Politik gebracht hat, aufzuregen. Der Euro ist zur Schicksalsgemeinschaft geworden, in der die schwächeren Länder Unterstützung benötigen. Dies bedeutet, der Euroraum braucht für ein langfristiges Fortbestehen einen gemeinsamen Haushalt und eine weitreichende Harmonisierung der Arbeitsmärkte. Dafür können die Geberländer, zu denen Deutschland ohne Zweifel gehört, auch von der Gemeinschaft profitieren. Der offene Arbeitsmarkt, der mit der Gemeinschaftswährung einhergeht, bringt bereits heute gut ausgebildetes Fachpersonal ins Land, was wiederum Steuereinnahmen bedeutet. Auswirkungen des demografischen Wandels auf das umlagefinanzierte Sozialsystem können durch Zuwanderung gelindert werden. Häufig sind es allerdings die jüngeren und gut ausgebildeten Menschen, die mobil sind. Dementsprechend ist der Vorteil der Zuwanderung in die stärkeren Länder auch gleichzeitig ein Verlust für die schwachen Länder. Diese verlieren, zumindest temporär, wichtige Teile der Arbeitskräfte. Dies hat wiederum Auswirkungen auf das Sozialsystem und das Steueraufkommen.
Die Regierung in Deutschland ist bisher nicht bereit, politische Risiken einzugehen und weißt einen Dialog auf europäische Ebene bezüglich einer weitreichenden Abtretung der nationalen Kompetenzen weit von sich. Die strukturellen Schwächen der Währungsunion wurden durch die Schuldenkrise offen gelegt und sind nur mit weitreichenden politischen Reformen auf Europäischer Ebene zu beheben. Doch eine Lösung der Kernprobleme ist heute so unwahrscheinlich wie eh und je.
Die Einführung des Euro war ein politisches Zeichen, das sich heute als kostspieligen Fehler darstellt. Eine Abschaffung des Euro würde jedoch die ohnehin schwierige Situation nur verschlimmern. Die pragmatische Lösung, angesichts der Unfähigkeit zur Problemlösung auf europäischer Ebene, ist eine Suche nach nationalen Lösungen. Dies bedeutet, dass Staaten und deren Banken sich selbst um eine Lösung mit ihren Geldgebern bemühen müssen, damit ein tragfähiges Schuldenniveau erreicht werden kann. Dies würde in einigen Fällen auch große Schuldenschnitte mit sich bringen. Spätestens dann sollte jedem klar sein: Die globale Schuldenkrise ist eine individuelle Guthabens- und Forderungskrise. Ein eng vernetztes Finanzsystem von Banken, Versicherungen und Versorgungswerken könnte Abschreibungen von „sicheren“ Staatsanleihen nicht verkraften.
Besonders die einseitige Verteilung des Geldvermögens privater Haushalte in Deutschland (ca. 80 Prozent in zinsorientierten Geldwerten) gibt hier Anlass zur Sorge. Wenn man der Situation etwas positives abgewinnen möchte, dass ist dies eine steigende Motivation sich aktiv mit der eigenen Finanzplanung und Vermögensstruktur auseinanderzusetzen. Die Aktivitäten der Notenbanken haben also nicht nur der Politik, sondern auch den Anlegern Zeit verschafft. Eine erste Analyse kann auf www.mein-anlegerprofil.de anonym und kostenfrei erstellt werden.
Handlungsempfehlungen für Anleger
Europäischen Aktien
Kurzfristig sollte die Europäische Zentralbank dafür sorgen, dass die Kapitalmärkte in ruhigen Gewässern verbleiben. In diesem Umfeld ist in Bezug auf Chance- Risikokennzahlen ein Investment in europäischen Aktien attraktiv. Auch wenn langfristig ein solides Fundament für den Euro als Gemeinschaftswährung fehlt, so hat die EZB kurzfristig die Fähigkeit, weiter Zeit zu erkaufen und durch die Eingriffe in die Finanzmärkte die Preise für Anlageprodukte steigen zu lassen. Heißt: Nicht über Interventionen jammern, sondern aktiv die Chancen suchen.
Fremdwährungen
Langfristig bietet sich eine Streuung des Vermögens auf Anlagen in verschiedenen Währungen an. Der aktuell hohe Eurokurs könnte einen guten Zeitpunkt zum Erwerb von Fremdwährungen darstellen. Grundsätzlich bedarf es allerdings keiner Krisenerwartung, um etwas in Kapital in ausländische Währungen und Schuldner zu investieren. Passend zu Ostern lautet das Sprichwort: Lege nie alle Eier in einen Korb. Dies gilt selbstverständlich auch für Währungen. Das Spektrum der möglichen Anlagen reicht von Indexfonds über aktiv gemanagte vermögensverwaltende Lösungen hin zu Währungskonten. Der Werkzeugkasten bietet also eine reichhaltige Auswahl.