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Supermario eliminiert den Zins
Im Vorfeld der gestrigen (Donnerstag, 10.03.16) EZB-Ratssitzung wurde viel darüber spekuliert, mit welchen geldpolitischen Maßnahmen die EZB auf die düsteren Inflations- und Konjunkturaussichten reagieren wird.
Die wirtschaftlichen Rahmendaten haben sich in den letzten Wochen deutlich eingetrübt und die Inflation ist trotz einer Stabilisierung an den Rohstoffmärkten weiter gefallen. Besonders problematisch ist dabei die Tatsache, dass die Kerninflation (ohne Energiepreise) in der Eurozone deutlich fiel. Auch wenn man sich die Kreditvergabe an den privaten Sektor betrachtet (nachfolgende Abbildung) wird deutlich, dass die wirtschaftlichen Probleme der Eurozone nicht durchbrochen sind.
Die neuen Maßnahmen
Die EZB hat aufgrund der hohen Risiken, die sich aus den sehr pessimistischen Aussichten für die Inflations- und Wirtschaftsentwicklung ergeben, eine ganze Reihe an neuen geldpolitischen Maßnahmen beschlossen. Angesichts der langen Liste von Neuerungen wurden die ohnehin hohen Erwartungen der Marktteilnehmer sogar noch übertroffen. Die wichtigsten sind:
– Senkung des Leitzinses auf 0,00% und des Einlagenzinses auf -0,40%
– Aufkaufvolumen von Anleihen pro Monat von 60 auf 80 Mrd. Euro erhöht
– Kauf von Investment Grade Unternehmensanleihen (Bankanleihen gehören nicht dazu).
– Neues langfristiges Liquiditätsprogramm (4 Jahre)
Die Marktreaktion
An den Kapitalmärkten herrschte während und nach der EZB-Entscheidung ein großes Durcheinander. Als die ersten Informationen um 13:45 über die Ticker liefen war die Begeisterung jedoch groß. Die Erwartungen wurden deutlich übertroffen und die europäischen Aktienmärkte notierten schnell über 3 Prozent im Plus. Der EUR-Kurs gab rasch und deutlich nach. Am Anleihemarkt wurden deutsche Staatsanleihen zu Gunsten von Peripherieanleihen verkauft und Unternehmensanleihen wurden stark nachgefragt.
Dann kam die Aussagen Mario Draghis, die die Stimmung schnell kippen ließ. Aus heutiger Sicht erwarte man nicht, dass eine weitere Senkung der Zinsen notwendig ist. Die obligatorische Anmerkung, man würde die Position mit einer Änderung der Faktenlage modifizieren, folgte natürlich prompt. Daraufhin gaben die Aktienmärkte alle Gewinne wieder ab und schlossen tief im negativen Bereich. Der Euro machte ebenso kehrt und schoss gut 3 Prozent in die Höhe.
YPOS Lunch-Update zur neuen Euro-Nullzinswelt
Am kommenden Mittwoch, 16. März 2016 um 12 Uhr stellen wir Ihnen in einer kurzen Onlinekonferenz zur Mittagspause (Dauer: 15 Minuten) die wichtigsten Ergebnisse und vor allem Konseqeunzen der EZB-Sitzung dar. Melden Sie sich direkt an:
Fazit
Die unmittelbare Marktreaktion war mit Sicherheit stark übertrieben. Doch Angesichts der Masse an neuen Informationen schienen die Marktteilnehmer überfordert. So scheint es, als hätten gestern die kurzfristig agierenden Akteure das Spielfeld übernommen. Heute, einen Tag nach der EZB-Sitzung haben sich die Aktienmärkte in den frühen Handelsstunden zunächst gefangen und notieren deutlich im Plus. Die Aussagen Mario Draghis, die noch gestern zum Kursrutsch führten, wurden unserer Ansicht nach völlig falsch interpretiert.
Das Maßnahmenpaket hat mittelfristig das Potential, den noch immer stark gestörten Transmissionsmechanismus zu verbessern. Dies sollte die Realwirtschaft stützen und Wachstumsimpulse schaffen. Besonders profitieren die Euro-Staaten mit angeschlagenem Finanz- und Wirtschaftssystem.
Doch langfristig muss mehr von der Europäischen Politik kommen. Die Geldpolitik versucht mit ihren Mitteln alles, um ihre Inflationsziele zu erreichen. Doch mit dem starken fiskalpolitischen Gegenwind und den strukturellen Problemen in der Eurozone könnte die EZB früher oder später am Ende ihrer Möglichkeiten ankommen. Die europäische Politik ist gefordert, weitreichende Reformen zu beschießen. Nur so kann auf einer gesunden Grundlage zukünftiges stabiles Wirtschaftswachstum entstehen. Doch leider ist angesichts der Probleme auf der europäischen Politikbühne eine Lösung in absehbarer Zeit nur schwer vorstellbar.
Was für den Anleger wichtig ist
Ob die Strategie der Notenbanken am Ende aufgeht und die verfügbaren Mittel ausreichen, ist heute nicht zu prognostizieren.
Für den einzelnen Anleger ist es daher umso wichtiger, sich mit seinem Vermögen so zu positionieren, dass man, egal wie es kommt nicht, am Ende nicht auf dem falschen Fuß erwischt wird. Ein Portfolio, das beispielsweise nur aus Aktien besteht, würde in einem Szenario von dauerhaft rückläufigem Wirtschaftswachstum sehr schlecht aussehen. Dagegen wäre ein Portfolio, welches nur aus Anleihen besteht, in einer Phase von hoher Inflation deutlich benachteiligt. Eine saubere Strukturierung des Portfolios, die Vermeidung von Klumpenrisiken sowie die Berücksichtigung der eigenen finanziellen Risikobereitschaft sind wichtige Schlagworte, die es umzusetzen gilt.
YPOS Kapitalmarkt-Dialog am 22. März 2016
Dieses Thema wird einen der Schwerpunkte in der nächste Webkonferenz „YPOS Kapitalmarkt-Dialog“, am Dienstag, 22. den März 2016 um 18.00 Uhr darstellen. Die Dauer beträgt ca. 60 Minuten.
Am Ende des Webinars besteht die Möglichkeit, Fragen an die Referenten zu richten.
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