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Die nominale Rendite für US-Staatsanleihen mit einer Laufzeit von 10 Jahren erreichte diese Woche den tiefsten Stand seit über 200 Jahren. Die Rendite von nur 1,37 Prozent ist Folge der Wachstums- und Inflationssorgen des Marktes, doch auch ein Resultat der globalen Niedrigzinspolitik.
Der Fokus des Marktes ist derzeit fest auf die verschiedenen Risikofaktoren gerichtet. Diese umfassen natürlich die Folgen des Brexit, aber auch die Probleme des europäischen Bankensektors. Die Prognosen für das Wirtschaftswachstum der nächsten Quartale sind in den letzten Wochen immer wieder nach unten angepasst worden. Aus diesem Grund erwartet der Markt auch in naher Zukunft eine anhaltend expansive Geldpolitik.
YPOS Kapitalmarkt-Dialog am 12. Juli 2016
Einen Gesamtüberblick zu den Kapitalmärkten erhalten Sie im nächsten „YPOS Kapitalmarkt-Dialog“, am Dienstag, den 12. Juli 2016 um 18.00 Uhr. Die Dauer beträgt ca. 60 Minuten.
Am Ende des Webinars besteht die Möglichkeit, Fragen an die Referenten Christoph Leichtweiß zu richten.
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US-Arbeitsmarktdaten überraschend robust
In dieser Woche konzentriert lag der besondere Fokus jedoch auf der US-Wirtschaft. Am heutigen Freitag wurden die monatlichen US-Arbeitsmarktdaten veröffentlicht, die mit höchster Spannung erwartet wurden. Denn in den letzten Monaten wurden so wenig neue Stellen geschaffen, dass der Kapitalmarkt bereits eine signifikante konjunkturelle Delle am Geldmarkt einpreiste. Der diese Woche veröffentlichte Arbeitsmarktbericht sorgte für eine sehr große Überraschung, denn nach nur 11.000 neuen Stellen im Mai wurden im Juni sagenhafte 287.000 Stellen geschaffen. Damit überstieg das Jobwachstum die Erwartung von 175.000 Stellen um mehr als 100.000, ein echter Blockbuster Report.
Auswirkungen auf die Kapitalmärkte
Auf den sehr guten Arbeitsmarktbericht reagierte der Aktienmarkt mit deutlichen Kursanstiegen, doch verwunderlich sind die direkt nach der Datenveröffentlichung kaum veränderten Preise am Anleihemarkt. Normalerweise sollte man bei einem derartig positiven Arbeitsmarkt deutlich steigende Renditen bei US-Staatsanleihen sehen. Auch am Währungsmarkt zuckte der US-Dollar Index nur kurz, um sich dann nach wenigen Minuten wieder auf ungefähr dem Niveau von vor der Veröffentlichung der Arbeitsmarktdaten wiederzufinden.
Fazit
Die Märkte sind weiterhin stark verunsichert. Die Summe an Risikofaktoren, die derzeit im Fokus des Marktes stehen, ist zahlreich. Der Brexit und seine Folgen werden die Märkte immer wieder beschäftigen, auch wenn kurzzeitig der Fokus abgelenkt wird.
Auch der marode europäische Bankensektor wird noch lange für negative Schlagzeilen sorgen.
In China drängen ebenfalls immer wieder die wirtschaftlichen Probleme ans Tageslicht, doch viel davon ist bereits seit Monaten oder Jahren bekannt und wurde bereits – zumindest teilweise – in den Kursen verarbeitet.
Die extrem niedrigen Renditen sind von zwei Hauptfaktoren getrieben. Erstens ist das globale Wachstumspotential aufgrund der Überschuldungssituation niedriger als in den letzten Dekaden und unterliegt zusätzlich erheblichen politischen Risiken. Zum zweiten sorgt die Notenbankpolitik für eine Verknappung von Staatsanleihen und drückt die Renditen damit auf globaler Ebene nach unten. Mit der Manipulation des Anleihemarktes ist ein wichtiger Marktmechanismus gestört und liefert uns aktuell zahlreiche verwirrende oder fehlgeleitete Signale. Dieses Umfeld wird uns jedoch noch eine ganze Weile erhalten bleiben und für eine immer unterschwellige vorhandene Verunsicherung der Marktteilnehmer sowie ein hohes Fehlerpotential bei Investitionsentscheidungen sorgen.
Für zeitweise positive Impulse könnten in den kommenden Monaten umfassende staatliche Investitionsprogramme aus verschiedenen Industrieländern sorgen. Diese sind im Nachgang des Brexit immer wahrscheinlicher geworden, um das Vertrauen aller Marktteilnehmer zu stützen und einem potentiellen konjunkturellen Abschwung entgegen zu treten.
In diesem sehr anspruchsvollen und schnell umschlagenden Marktumfeld ist es wichtiger denn je, eine klar formulierte Anlagestrategie zu verfolgen. In der Umsetzung der Strategie ist es von entscheidender Bedeutung, sich nicht durch Marktbewegungen in eine Prozyklik treiben zu lassen. Das Depot sollte dabei handwerklich breit über Regionen, Sektoren, Anlageklassen und Währungen diversifiziert sein.