Ein Blick in die Fitnessstudios und die Dichte an Diätwerbeanzeigen machen es deutlich: Zum Beginn eines neuen Jahres sind die guten Vorsätze noch frisch und die Motivation zur Umsetzung hoch. Die erfahrenen Sportler unter uns wissen jedoch, dass der Spuk allerspätestens mit den ersten wärmeren Tagen im März Ende hat und nur wenige der neuen Gesichter auch dauerhaft am Ball bleiben. Der Grund liegt auf der Hand: Es fehlt an Disziplin und häufig auch an einem Plan, wie die ursprünglich gesetzen Ziele eigentlich erreicht werden sollten.
Ein ganz ähnliches Bild zeigt sich auch an den Finanzmärkten bzw. hinsichtlich der Kapitalanlage privater Anleger. Häufig fehlt es hier an einer richtigen Strategie, so dass Anlageentscheidungen nicht nach einem nachvollziehbaren Plan, sondern aus mehr oder weniger spontanen Gründen getroffen werden. Der mediale Einfluss tut hier oft sein Übriges.
Wird es dann mal anstrengend (ob auf dem Laufband oder an den Märkten), ist das Durchhaltevermögen insbesondere dann, wenn man kein konkretes Ziel und keinen sinnvollen Plan hat, schnell aufgebraucht. Bei der Kapitalanlage führt das dann zu übereilten Transaktionen, Verunsicherung und Frustration.
Auch das Jahr 2016 war wieder so ein Jahr, dass den Anlegern ein enormes Maß an Disziplin und Nerven abverlangte. Aber wer seinem Plan treu blieb und eine sinnvolle Strategie hatte, der konnte attraktive Renditen generieren.
2016 ein Rückblick
Das Jahr 2016 war geprägt durch eine Anzahl an neuen Höchstständen auf den Finanzmärkten neue Höchststände und die meisten entwickelten und Schwellenmärkten lieferten positive Aktienrenditen.
Doch das Jahr begann mit Sorgen über den chinesischen Aktienmarkt und die Wirtschaft des Landes, sinkenden Ölpreisen, Besorgnis über die Auswirkungen des starken Yen auf die japanische Wirtschaft sowie Unsicherheit über die Folgen des britischen EU-Referendums. In den ersten Wochen des Jahres brachen Aktienmärkte weltweit deutlich ein. Trotz dieses holprigen Starts schlossen viele Märkte das Jahr knapp unter ihrem (oder mit einem neuen) Höchststand ab.
Viele Anleger hatten wohl kaum damit gerechnet, dass die globalen Aktien- und Anleihenmärkte in einem derart turbulenten Jahr positive Renditen liefern würden. Dieser Umschwung zeigt, wie wichtig eine breite Diversifikation über Anlageklassen und regionale Märkte hinweg ist, und hebt gleichzeitig die Bedeutung eines disziplinierten Investmentansatzes trotz hoher Unsicherheit hervor.
Bedenken Sie, dass die globalen Märkte unglaubliche Datenverarbeitungsmaschinen sind, und Nachrichten und Prognosen unmittelbar in Marktpreise einbeziehen. Anleger sind daher gut beraten, ihre Vermögensallokation entsprechend ihren individuellen Bedürfnissen, Risikopräferenzen und Zielen zu gestalten, und mit dieser Allokation langfristig auf Kurs zu bleiben. Dies kann ihnen dabei helfen, Unsicherheiten jeglicher Art zu überstehen. Das folgende Zitat von Eugene Fama bringt diese Ansicht auf den Punkt:
„Die vergangenen drei bis fünf Jahre liefern keine Informationen. Das ist nichts als heiße Luft. Eine Investmentstrategie muss sich vielmehr auf die langfristige [Rendite-] Entwicklung stützen und Anleger müssen anschließend an ihrer Strategie festhalten.“
– Eugene Fama
Die Renditen in einzelnen Ländern fielen im vergangenen Jahr sehr unterschiedlich aus. Beispielsweise verzeichnete Kanada unter den entwickelten Märkten die beste Wertentwicklung (+28,3%), Israel hingegen die schlechteste (-22,6%). Unter Schwellenmärkten entwickelte sich Brasilien am besten (+71,2%) und Griechenland am schlechtesten (-9,5%)[1].
Brasilien stellt ein bemerkenswertes Beispiel dafür dar, wie schwierig es ist, Marktrenditen vorherzusagen und den richtigen Zeitpunkt für Transaktionen zu bestimmen. Das Land steckt derzeit in politischen und auch wirtschaftlichen Schwierigkeiten (Prognosen der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) zufolge sollte die Inlandsproduktion im Jahr 2016 um 3,4% zurückgehen). Dennoch belief sich die Aktienmarktrendite im vergangenen Jahr auf 38,9% (in Lokalwährung). Marktpreise enthalten und spiegeln eine Fülle von Informationen wider, einschließlich Zukunftsprognosen. Um Fehlbepreisungen zu erkennen und die Marktentwicklung zu übertreffen, müssen Anleger gegen dieses kollektive Wissen des Marktes antreten. Die akademische Forschung zeigt, dass es sehr schwierig ist, mit diesem Investmentansatz zuverlässig und langfristig erfolgreich zu sein.
Das Jahr 2016 in historischem Kontext
Die weltweiten Aktienmärkte verzeichneten seit der Finanzkrise 2008/2009 beträchtliche Renditen. In den vergangenen Jahren wurde oftmals darüber spekuliert, was diesem nahezu ununterbrochenen Anstieg der weltweiten Aktienmärkte ein Ende setzen könnte. Im Jahr 2016 gab es einige Ereignisse, die für potenzielle Katalysatoren eines Rückgangs der Finanzmärkte gehalten wurden. Dennoch lieferte ein global diversifiziertes, nach Marktkapitalisierung gewichtetes Portfolio im Jahr 2016 positive Renditen.
Die obige Abbildung setzt die Rendite des Jahres 2016 in einen langfristigen Kontext und veranschaulicht dadurch, dass Anleger auf lange Sicht gesehen positive Renditen genossen haben – trotz der Wirtschaftskrise in den Siebzigerjahren, des Schwarzen Montags, trotz Kriegen, Währungskrisen, Spekulationsblasen und weltweiter Börseneinbrüche. Im Jahr 2016 kamen zu dieser Aufzählung noch das EU-Referendum Großbritanniens sowie das Ergebnise der US-Präsidentschaftswahl hinzu. Die Vergangenheit zeigt, dass Anleger einen breit diversifizierten und disziplinierten Investmentansatz verfolgen sollten, der auf einem langfristigen Finanzplan basiert und ihre individuellen Bedürfnissen, Risikopräferenzen und Zielen widerspiegelt.
„Wenn die Renditen über drei oder fünf Jahre einen dazu bringen, seine Meinung [über eine Anlage] zu ändern, hätte man gar nicht erst einsteigen sollen.“
– Eugene Fama
[1]Quelle: MSCI Daten © MSCI 2017, alle Rechte vorbehalten. Renditen in Euro angegeben. Die Wertentwicklung in der Vergangenheit stellt keine Garantie für zukünftige Entwicklungen dar. Man kann nicht direkt in Indizes investieren. Ihre Wertentwicklung enthält daher nicht die mit der Verwaltung eines tatsächlichen Portfolios verbundenen Kosten.
Gerne unterstützen wir Sie bei der Herleitung und Umsetzung einer Anlagestrategie