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Wer sich fragt, warum Banken Gebühren für bisher kostenfreie Leistungen einführen werden und Preise erhöhen müssen, der findet eine Antwort in der nachfolgenden Grafik. Auch wer sich darüber ärgert, dass die Lebens- und Rentenversicherungen nicht das abwerfen, was vor Jahrzehnten prognostiziert wurde, der kann es sich ebenfalls mit einem Blick auf dieses Bild erklären. Auch die Schlagzeilen über die steigenden Pensionsverpflichtungen bei Konzernen und Mittelständlern können so nachvollzogen werden.
Was ist das nun für eine Grafik, die soviel Aussagekraft besitzt? Sie zeigt die Umlaufrendite erstklassiger deutscher festverzinslicher Wertpapiere. Sozusagen die “Brot und Butter Anlage” im deutschen Finanzsystem. Wir sehen einen spektakulären Zinsverfall in den letzten Jahrzehnten.
Was bedeutet das Zinsniveau für die Altersvorsorge?
Unter dem Begriff der Altersvorsorge wird häufig verstanden, dass während des aktiven Erwerbslebens zielgerichtet Geld für den eigenen Ruhestand gespart wird. Das über die Jahre gewachsene Kapital soll nach dem Ende des aktiven Erwerbslebens die Lücke zwischen den regelmäßigen Renteneinkünften und dem für den gewünschten Lebensstandard notwendigen Betrag decken. Für die weiteren Überlegungen soll es an dieser Stelle keine Rolle spielen, wie das Kapital später finanziell eingesetzt wird. Möglich wären die Übertragung des Langlebigkeitsrisikos auf einen Rentenversicherer, ein selbstgestrickter Entnahmeplan oder eine Kombination dieser Komponenten.
Eine triviale Betrachtungsweise zur Einstimmung
Für unseren vereinfachten Praxisfall gehen wir von einem theoretischen Umfeld ohne Zins, Inflation und Steuern aus. Wir stellen uns einen Mensch vor, der heute über ein monatliches Einkommen in Höhe von 2.000 Euro verfügt. Im Ruhestand klafft eine Lücke von monatlich 500 Euro zwischen seinen persönlichen Vorstellungen und der aktuell aus erwarteten Rentenleistungen finanziellen Zukunft. Wir unterstellen ferner, dass diese monatliche Lücke über eine Lebenserwartung von 20 Jahren zu füllen ist. Es ergibt sich also ein notwendiger Kapitalbetrag von 120.000 Euro (500 Euro mal 12 Monate mal 20 Jahre). Dieser soll bei Rentenbeginn in 30 Jahren zur Verfügung stehen. Unser Sparer muss also monatlich 333 Euro (120.000 Euro geteilt durch 360 Monate) für sein Altersvorsorgeziel beiseite packen. Das sind knapp 17 Prozent seines laufenden Einkommens.
Wie kommt man zu einer Renditeerwartung?
Das folgende Schema zeigt, wie die erwartete Rendite auf verschiedenen Ebenen ermittelt werden kann. Unterstellen wir, dass uns eine Vermögensklasse mit einer erwarteten Rendite von 4 Prozent und eine weitere mit einer von 2 Prozent zur Verfügung stehen. Diese beiden Vermögensklassen sind zu jeweils 50 Prozent in einer Finanzanlage gemischt. Der erwartete Ertrag vor Kosten beträgt also 3 Prozent. Unterstellen wir Kosten von 1 Prozent, so ergibt sich eine Rendite nach Kosten von 2 Prozent. Um unserer Vereinfachung treu zu bleiben unterstellen wir, dass diese voll mit dem Steuersatz von 25 Prozent besteuert werden. Die Rendite nach Steuern beträgt dann 1,5 Prozent (25 Prozent von 2 Prozent sind 0,5 Prozent. 2 Prozent Rendite – 0,5 Prozent Steuer). Bei der Inflation nehmen wir einen gleichgewichteten Durchschnitt aus der aktuellen Inflation (nach offizieller Lesart) von Null und dem Inflationsziel der Europäischen Zentralbank (EZB) in Höhe von 2 Prozent. Dementsprechend ergibt sich eine Inflation von 1 Prozent. Ziehen wird dies von unserer verbliebenen Rendite ab, dann ergibt sich eine persönliche Nettorendite von 0,5 Prozent.
Was bedeutet diese Rendite für das Anlageziel Altersvorsorge in unserem Musterfall? Unsere beispielhaft hergeleitete Rendite von 0,5 Prozent liegt schließlich nur unwesentlich über der Nullzins bei null Prozent Inflationsannahme in unserem trivialen Einstiegsfall.
Offensichtlicher Handlungsbedarf
Eine sehr niedrige positive reale Rendite (also nach Steuern, Kosten und Inflation) mag für eine Rücklage ausreichend sein. Vielleicht sind hier auch sogar negative Renditen als Preis der sicheren Verfügbarkeit zu tragen. Für eine Altersvorsorge sind jedoch höhere positive Renditen notwendig, da die Sparkapazitäten (egal aus welchem Grund) begrenzt sind und gleichzeitig eine echte Kaufkraftsteigerung erreicht werden muss. Kaum jemand wird soviel sparen können bzw. wollen, um ohne Rendite auf das notwendigen Rentenkapital zu kommen.
Vereinfacht gesprochen kann man wohl sagen, dass die kapitalgedeckte Altersvorsorge (vor allem in Deutschland) eine zinsbasierte Altersvorsorge ist. Da es kaum noch Zinsen in den klassischen Anleihesegmenten gibt und sich auch das „Zinshaus“ vermietete Immobilie dem allgemeinen Umfeld angepaßt hat liegt eine Beschäftigung mit den Herausforderungen auf der Hand. Besonders die Wechselwirkungen zwischen den verschiedenen Vermögensklassen macht eine professionelle Analyse unumgänglich.
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YPOS Kapitalmarkt-Dialog am 14. September 2016
Italienische Bankenkrise, die vielleicht nicht nur eine italienische ist, die Brexit Entscheidung und viele weitere Faktoren beeinflussen aktuell das Marktgeschehen. Nicht nur für private Anleger bietet dieses Umfeld ein hohes Fehlerpotential. Umso wichtiger ist eine klar formulierte Anlagestrategie und auch der Begriff „Risikomanagement“ steht aktuell immer mehr im Fokus.
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