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Nach Lesart des statistischen Bundesamts sind die Konsumentenpreise in Deutschland im Dezember 2019 gegenüber dem Vorjahresmonat um 1,5 Prozent angestiegen. Aus der Anlegerperspektive betrachtet befinden wir uns weiterhin in der finanziellen Repression, da Zinsen und Renditen unterhalb der offiziellen Inflationsrate liegen. Fehlerpotential und Beratungsbedarf bleiben auf einem hohen Niveau.
Vermögensklassen im Inflationscheck
Bei einer Rendite von -0,55 Prozent für fünfjährige deutsche Bundesanleihen ergibt sich ein rechnerischer Kaufkraftverlust von 2 Prozent. Einzig Hochzinsanleihen weisen auf Basis der aktuellen Einkaufsrenditen eine positive Rendite nach Steuern und Inflation aus. Hierbei sind jedoch die entsprechenden Laufzeit- und erhöhten Kreditrisiken zu berücksichtigen. Mögliche starke Preisbewegungen bei veränderter Liquiditäts- oder Konjunkturlage sind hier nicht zu unterschätzen.
Ausweichmanöver und Problemstellungen
Ausweichmanöver institutioneller Anleger in Richtung nicht börsennotierter Schuldinstrumente (private Debt) sind daher nachvollziehbar, aber sicherlich auch mit Fallstricken behaftet. Gleiches gilt für Private Equity und Infrastrukturinvestments. Fraglich ist hier, ob Illiquidität, wie in der Vergangenheit, noch eine positive Prämie darstellt oder bereits ein Aufschlag anfällt.
Bei privaten Anlegern ist der Beratungsbedarf noch größer. Hier zeigen sich zwei große Probleme:
- Es wurde noch gar nicht erkannt, dass die Renditeerwartung der aktuellen Anlagestrategie nicht ausreicht, um die finanziellen Ziele zu erreichen. Damit verändert sich beispielsweise der mögliche Lebensstandard im Alter, der vorgezogene Ruhestand verschiebt sich nach hinten oder der gewünschte Vermögenserhalt zu Gunsten der Kinder wird nicht erreicht.
- Die Suche nach Anlageprodukten die einen gedanklichen „Zinsersatz“ darstellen sind in der Realität Prämien für eingegangen Risiken. Beispielsweise sind dies Bonitäts, Laufzeit und Illiquiditätsprämien. Auch Optionserträge sind keine klassischen Zinsen und haben besondere Charakteristika, die es zu berücksichtigen gilt. Allgemein formuliert sollten die „neuen“ Risiken vor der Investition in die Anlagestrategie eingeordnet werden. Zudem stellt sich die Frage, ob die absolute Vergütung der eingegangen Risiken attraktiv ist.
Im Ergebnis wird deutlich, dass ein fehlender Finanzplan und eine fehlende Anlagestrategie nachteilig sind.
Inflation- und Erwartungen in der Eurozone
In der Eurozone liegt die Inflation bei 1,3 Prozent. Die Kerninflationsrate liegt bei 1,0 Prozent. Das Inflationsziel der Europäischen Zentralbank (EZB) ist damit deutlich unterschritten.
Auch die marktbasierten langfristigen Inflationserwartungen für fünf Jahre in fünf Jahren liegen mit 1,32 Prozent deutlich unter den Vorstellungen der Notenbank.
Eine nachhaltige Zinswende erscheint in diesem Umfeld unwahrscheinlich. Steigende Zinsen aufgrund von steigender Inflation würden dem Anleger auch nicht viel bringen, da immer der Realzins (Zins abzgl. Inflation) entscheidend ist. In diesem Zusammenhang könnten inflationsgebundene Anleihe eine prüfenswerte Ergänzung für das Depot sein.
Auch die Verstärkung fiskalpolitischer Maßnahmen spricht eher gegen eine Zinswende. Schließlich lassen sich steigende Schulden einfacher finanzieren, wenn die Zinsen niedrig ist.
Der globale Sparüberschuss, Digitalisierung und die Demographie wirken ebenfalls zinsdämpfend.
Was bedeutet das für Anleger?
Die finanzielle Repression bleibt uns auf absehbare Zeit erhalten. Eine Professionalisierung der finanziellen Entscheidungen und deren Umsetzung ist daher sinnvoll.