Was sagt uns der Blick auf die letzten drei Jahre am Kapitalmarkt? Welche Schlussfolgerungen können Anleger heute für die aktuelle Anlagestrategie ziehen?
Das Kalenderjahr 2017
Marktentwicklung: Das Jahr 2017 verlief sehr erfreulich. Aktien und Gold zeigten erfreuliche Kursgewinne und globale Anleihen (währungsgesichert) haben ihren Wert gehalten.
Anlegerstimmung: Was soll schon schief gehen? Es kann nur weiter steigen. Diversifikation und Risikomanagement werden vollkommen überschätzt.
Das Kalenderjahr 2018
Marktentwicklung: Das Jahr 2018 verlief zumindest für einige Segmente (Aktien Industrienationen) den Großteil des Jahres recht unspektakulär. Im vierten Quartal änderte sich das Bild allerdings schlagartig. Im Ergebnis lagen nahezu alle investierbaren Vermögensklassen im Minus.
Anlegerstimmung: Diversifikation hat versagt! Wir müssen jetzt Risikomanagement betreiben.
Das Kalenderjahr 2019
Marktentwicklung: Das Jahr 2019 (Stand 3.12.2019) war bisher überaus erfreulich. Alle relevanten Vermögensklassen sind stark gestiegen. Selbst defensive Vermögenskonzepte (30 Prozent Aktien, 70 Prozent Anleihen) haben Renditen jenseits der 6 Prozent Rendite erzielt.
Anlegerstimmung: Sehr unterschiedlich. Von „alles künstlich durch die Notenbanken“ bis zu „ist doch logisch bei Nullzinsen, jetzt mehr Risiko ins Depot nehmen“ ist alles dabei. Diversifikation interessiert immer noch niemanden.
Lektionen für Anleger
- Die Renditen am Kapitalmarkt kann weder jemand vorhersagen, noch sind sie zuverlässig aus vergangenen Kursen herauszulesen.
- Schlagzeilen, Stimmung und Bestsellerlisten sind kein geeigneter Indikator für die persönliche Anlagestrategie.
- Der Erfolg der Anlagestrategie zeigt sich darin, ob das eingegangene Risiko adäquat durch Renditen vergütet worden ist. Die Betrachtung muss also risikogewichtet (!) vorgenommen werden.
- Voraussetzung für Punkt 3 ist, dass passende Vergleichsmaßstäbe für die eigene Anlagestrategie definiert werden. Bsp.: 50 Prozent Aktien Welt, 40 Prozent Anleihen Welt (währungsgesichert), 10 Prozent Gold.
- Die Abweichungen der tatsächlichen Entwicklung des Depots von dem in Punkt 4 definierten Vergleichsmaßstab sind quantitativ zu messen und zu qualitativ zu erklären.
Ein Beispiel für eine quantitative Auswertung sehen Sie hier:
Natürlich hat ein Privatanleger nicht diese Möglichkeiten. Aber für vieles reichen die Grundrechenarten. Bei der unter Punkt 4 beispielhaften genannten Struktur sollte der Ertrag des Portfolios dieses Jahr zwischen 10 und 20 Prozent gelegen haben. 2018 sollte das Depot einen Verlust zwischen 5 und 10 Prozent erlitten haben. Diese Bandbreiten sind die Normalerwartung für die beispielhafte strategische Struktur. Abweichungen sind zu hinterfragen.
Was heißt das für mich?
Professionalisieren Sie Ihr finanziellen Entscheidungen und die Messung der Ergebnisse. Legen Sie Quoten für die wichtigsten Vermögensklassen fest und hinterfragen Sie diese nicht laufend. Solange das grundsätzliche Marktumfeld und ihre persönliche Situation konstant bleiben, sind auch keine großen Anpassungen notwendig.
Wichtig ist allerdings, dass die Risikostreuung innerhalb der Quoten beachtet wird. Insofern sind auch Indexstrategien (ETFs) nicht passiv, da sich deren deren Charakteristika laufend ändern. Durch regulatorische und gesellschaftliche Veränderungen können weitere Anpassungen erforderlich sein. Aktuell ist hier sicher das Thema Nachhaltigkeit für jeden Anleger relevant (unabhängig von der eigenen Meinung!).
Im aktuellen Umfeld bedeutet Rebalancing eher Risiken ab, als auf zubauen. Aber auch hier gilt: Ohne strategischen Vergleichsmaßstab ist selbst das nicht möglich.