Eingestellt am 15. Mai 2019 · Eingestellt in Alle Publikationen, Markets - Markteinschätzung

Ist das Geld auf der Bank noch sicher? Wer dies verneint oder unsicher ist, fragt sich unweigerlich: Wohin mit der Liquidität, die man in der Krise benötigt, um dann günstig Aktien erwerben zu können?

Was ist eigentlich Risiko?

Für das Wort „Risiko“ gibt es dutzende Definitionen. Erschwerend kommt hinzu, dass es nicht nur objektive Risiken gibt, sondern auch eine Vielzahl von subjektiv empfundenen. In diesem Beitrag verwende ich diese Gleichung:

Risiko = Eintrittswahrscheinlichkeit * Ausmaß des Schadens

Da wir das Ausmaß nur erahnen können, fokussiere ich mich auf die Eintrittswahrscheinlichkeit.

Eintrittswahrscheinlichkeit

Die Europäische Zentralbank (EZB) berechnet einen fundierten Indikator, der den Stress im Euro-Finanzsystem misst. Für die Vergangenheit hat dieser sehr ordentlich funktioniert. Aktuell zeigt dieser Indikator ein relativ entspanntes Niveau.

Wir schauen noch auf weitere Indikatoren, aber der zusammengefasste Index ist an dieser Stelle ausreichend.

Natürlich ist diese Situation den massiven planwirtschaftlichen Eingriffen der Notenbanken in die Finanzmärkte geschuldet. Selbstverständlich sind damit sehr viele negative Nebenwirkungen verbunden. Diese sind bekannt und müssen nicht mehr aufgeführt werden.

Hat die EZB noch Feuerkraft?

Häufig liest man, dass die EZB aufgrund der Nullzinsen und der stark gestiegenen Bilanzsumme in der nächsten Krise keinen Spielraum für Stützungsmaßnahmen (z.B. die Senkung des Leitzinses oder den Ankauf von Wertpapieren) mehr besitzt.

Setzt man die Aktiva der EZBBilanz in Relation zur Wirtschaftsleistung der Eurozone, dann stellt man fest, dass der Wert in der Eurozone höher ist als in den USA – und deutlich niedriger als in Japan.

Gibt es in Japan einen massiven Vertrauensverlust in die Währung? Stehen die Menschen vor den Banken Schlange, um ihr Geld abzuheben? Ziehen vagabundierende Banden durch die Straßen der Städte?

Das Finanzsystem wird daher wohl nicht an dem mangelnden Vertrauen auf die Feuerkraft der Notenbank scheitern (einzelne Banken schon!). Selbstverständlich gilt es, die Lage zu beobachten und vorausschauendes Risikomanagement zu betreiben.

Das Ausmaß eines möglichen individuellen Schadens kann durch jeden von uns selbst bestimmt werden. So könnte das aussehen:

  1. Sorgfältige Auswahl der Bank(en)
  2. Einlagensicherung und deren Grenzen verstehen
  3. Trennung der Rücklage von der Kapitalanlage
  4. Innerhalb der Kapitalanlage zwischen defensivem und offensivem Topf unterscheiden
  5. Innerhalb des defensiven Topfes steht eine Vielzahl an defensiven Instrumenten mit moderaten Schwankungen bereit. Diese reichen von kurzlaufenden US-Staatsanleihen über Pfandbriefe bis hin zu Wertsicherungsfonds.
  6. Nutzung unterschiedlicher rechtlicher Strukturen (ab einem gewissen Vermögen)

Physische Edelmetalle zähle ich hier bewusst nicht auf, da diese ohnehin ein fester Bestandteil der strategischen Vermögensstruktur sind.

Für die meisten Privatinvestoren gilt (noch), dass eine diversifizierte Rücklage mit größeren Kosten und geringeren Renditen verbunden ist, als das unverzinste Konto. Auch risikobereinigt (Rendite in Relation zur Schwankungsbreite) sieht das Konto besser aus.

Daher sind die genannten Punkte auch in der gezeigten Reihenfolge zu priorisieren. Das klingt zwar langweilig, aber reißerische Schlagzeilen finden Sie im Internet ja ohnehin genug.

Über den Autor

Magnus Lenz, Bankkaufmann, Bankfachwirt (IHK) und zertifizierter Vermögensberater (Frankfurt School of Finance & Management) ist ein erfahrener Wertpapier-, Kredit- und Vorsorgespezialist. 2009 gründete er die Lenz Financial Wealth Management GmbH mit dem Ziel, seinen Kunden eine individuelle und unabhängige Beratung bieten zu können.