Eingestellt am 22. März 2019 · Eingestellt in Alle Publikationen

Die Konjunkturpessimisten haben durch den schwachen Einkaufsmanagerindex neues Futter bekommen. Gleichzeitig rentieren zehnjährige Bundesanleihen unter 0 Prozent. Zu dem bekannten Anlagenotstand kommen nun also noch Konjunkturängste hinzu. In Amerika preist der Markt als nächsten Schritt eine Zinssenkung ein. Ist es nun Zeit die Defensive im Depot zu stärken?

Schwacher Einkaufsmanagerindex ist keine große Überraschung

Eine Vielzahl von Konjunkturindikatoren hat es bereits angedeutet: Die deutsche Wirtschaft schwächt sich ab. Der Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe in Deutschland (gelb) hat diesen Trend heute bestätigt.

Insbesondere die exportorientierte Komponente (grün) zeigt eine sehr stark negative Entwicklung. Die Auswirkungen auf die Wirtschaftsleistung des Landes (und damit auch das Steuer- und Sozialversicherungsaufkommen) dürften nicht allzu lange auf sich warten lassen.

Das Thema Rezession und die Möglichkeiten zur Gegensteuerung dürften damit weiter in den Mittelpunkt der öffentlichen und politischen Diskussion rücken.

Geschenktes Geld – Bundesanleihen rentieren negativ

Die Verunsicherung zeigt sich an der Verzinsung sicherer Bundesanleihen. Aufgrund des über Jahre andauernden Anlagenotstandes sind diese ohnehin historisch niedrig.

Die Daten von heute haben die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen in den negativen Bereich gedrückt. Selbst dreißigjährige Laufzeiten notieren deutlich unter einem Prozent. Der deutsche Staat könnte sich also sehr, sehr günstig refinanzieren und die Konjunktur durch langfristig sinnvolle Investitionen zu stimulieren. Es wird spannend sein diese politische Debatte zu beobachten.

Inflation überrascht negativ

Von Inflationsdruck kann, nach offizieller Lesart, keine Rede sein. Zudem würde eine schwächere Inflation gut zu einer nachlassenden wirtschaftlichen Aktivität passen.

Dementsprechend ist der Druck auf die Notenbanken gering. In der Eurozone waren Zinserhöhungen ohnehin Wunschdenken. Wer negative Leitzinsen für Utopie hält, dem sein ein Blick in die Schweiz empfohlen. Dort beträgt der Leitzins -0,75 Prozent. Selbst in Amerika ist das Thema für dieses Jahr vom Tisch. Als nächsten Zinsschritt preisen die Kapitalmärkte sogar eine Zinssenkung ein.

Die niedrige Inflation bei den Konsumgüterpreisen hält die Zinsen niedrig und wirkt damit langfristig unterstützend für die Vermögenspreise. Ob gesund oder nicht.. Der Diskontierungszins bleibt niedrig und rechtfertigt damit höhere Bewertungen von Vermögenspreisen.

Marktentwicklungen 2019

Das Kalenderjahr 2019 hat sehr positive Marktentwicklungen gezeigt.

Nach der, zumindest gefühlt, zu negativen Übertreibung zum Ende des vergangenen Jahres ist dies nicht unplausibel. Wichtiger als die historischen Entwicklungen ist natürlich der Blick nach vorne.

Hier sprechen die konjunkturellen und politischen Probleme für eine etwas defensivere Depotausrichtung. Diese bedeutet allerdings nicht nun blind Aktien zu verkaufen und Staatsanleihen und Gold zu kaufen.

Vielmehr gilt es jetzt das bestehende Depot detailliert auf die bestehenden Charakteristika hin zu analysieren.

Experts-Corner: Faktorprämien für den global Aktienmarkt

Die defensiven Ausprägungen Quality und Minimum Volatility haben sich in der Phase der Verunsicherung deutlich besser geschlagen als ihre offensiven Pendants Size und Value.

Insbesondere vor dem Hintergrund der bekannten Unsicherheiten und der ihren Zenit erreichenden „Zinswende“ in Amerika scheinen die Argumente für defensive Faktoren an Gewicht zu gewinnen.

Über den Autor

Magnus Lenz, Bankkaufmann, Bankfachwirt (IHK) und zertifizierter Vermögensberater (Frankfurt School of Finance & Management) ist ein erfahrener Wertpapier-, Kredit- und Vorsorgespezialist. 2009 gründete er die Lenz Financial Wealth Management GmbH mit dem Ziel, seinen Kunden eine individuelle und unabhängige Beratung bieten zu können.