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Die Fragezeichen zur globalen Entwicklung der Konjunktur werden zusehends größer. Gleichzeitig wird das Ausrufezeichen hinter der Fortsetzung der Nullzinspolitik im Euroraum deutlich größer. Für zinsorientierte Sparer ist der Kaufkraftverlust genauso gewiss, wie Preisschwankungen am Kapitalmarkt für Anleger.
Unsicherheit angestiegen
Im Verlauf des vergangenen Jahres war ein massiver Anstieg der Verunsicherung zu verzeichnen.
Die Themen sind hinlänglich bekannt: „Twitter Trump“, hohe italienische Schulden, globaler Handelskrieg, „Brexit Theater“, US-Zinsen, Wachstumssorgen in China und so weiter und so fort…
Im Umkehrschluss wären die Aktienmärkte ohne die bekannten Probleme heute deutlich höher bewertet und würden für die Zukunft geringere Ertragserwartungen aufweisen.
Deutschland kann nicht über das Wasser gehen
Die Stimmung in der deutschen Wirtschaft hat sich im Zuge dieser Nachrichten erheblich verschlechtert. Der viel beachtete ifo-Geschäftsklimaindex hat sich deutlich abgeschwächt.
Hierbei sollten Anleger unbedingt zwischen der aktuellen Lage (blau) und den Erwartungen für die nächsten sechs Monate (rot) differenzieren. Die untere Zeitreihe zeigt die Veränderung auf Monatsbasis. Offensichtlich sind die Zukunftserwartungen deutlich stärker eingebrochen, als die aktuelle Lage.
Im Gesamtkontext der allgemeinen Verunsicherung ist dies plausibel. Gleichzeitig können mildere Auswirkungen der geschilderten Probleme aber auch zu einer positiven Überraschung führen. Die zukünftige aktuelle Lage wäre dann nicht so schlecht, wie es heute erwartet wird.
Ein Abschwung der schwächer ausfällt als es heute erwartet wird ist dementsprechend ein, relativ gesehen, positives Ergebnis.
Stress im Finanzsystem gestiegen
Die Europäische Zentralbank (EZB) berechnet einen Indikator, um den systemischen Stress im Finanzsystem abzubilden. Absolut betrachtet ist der Indikator auf einem niedrigen Niveau.
Allerdings ist der relative Anstieg in der jüngeren Vergangenheit durchaus beachtenswert. In Kombination mit den Target2-Salden, die ein guter Gradmesser für die strukturellen Probleme im Währungsraum sind, ist ausreichend Grund für Skepsis geboten.
Weder die Euro-Währungskrise, noch die Staatsschuldenkrise wurden nachhaltig gelöst. Anleger sollten daher global denken und ihre Vermögenswerte sinnvoll verteilen. Hierbei geht es nicht um eine möglichst lange Liste von Wertpapieren, sondern die Nutzung verschiedener wirtschaftlicher Einflussfaktoren, Währungen, Schuldner und Lagerorte.
Wenig Raum für steigende Zinsen
Geht man davon aus, dass die EZB auf ihren eigenen Stressindikator schaut, dann spricht das gegen eine nachhaltige Liquiditätsverknappung und steigende Zinsen. Zieht man zusätzlich die abnehmende Wirtschaftsleistung, die schwache Kerninflationsrate und die gefallenen langfristigen Inflationserwartungen ins Kalkül, dann wird diese Meinung bestätigt.
Sparern und Anlegern bleibt nicht anderes übrig, als dies zu akzeptieren. Sichere Geldanlagen können die Kaufkraft auf absehbare Zeit nicht erhalten. Gleichzeitig sollte man sich bewusst sein, dass die zinsbasierte Altersvorsorge in immer stärkere Schieflage gerät.
Die reflexartige Reaktion darf nun nicht die blinde Flucht in andere Währungen und Sachwerte sein. Vielmehr sind die genannten Probleme als Auslöser zu sehen, um die eigenen finanziellen Entscheidungen zu professionalisieren.
2018 war ein spezielles Jahr
Der beste Beleg für die Notwendigkeit einer professionellen Entscheidungsbasis und sinnvolle Erwartungen des Anlegers an den Kapitalmarkt ist das Jahr 2018.
Das vergangene Jahr zeigte Verluste für nahezu alle relevanten Vermögensklassen. Möchte man die Vermögensklassen als Zutaten verstehen, dann wundert es nicht, dass die Köche (private Anleger, Vermögensverwalter und Fondsmanager) kein gut schmeckendes Gericht (im Sinne von positiver Rendite) zubereiten konnten.
Glücklicherweise sind solche Jahre äußerst selten und können disziplinierten Anlegern sogar Chancen bieten.