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Das Deutsche Institut für Altersvorsorge (DIA) hat in seiner jüngsten Erhebung festgestellt, dass Garantien für die Befragten eine wesentliche Rolle in der betrieblichen Altersversorgung spielen. Im Gegenzug nimmt man in Kauf, dass die erwarteten Renditen geringer ausfallen. Das klingt einleuchtend, denn schließlich sind Rendite und Risiko zwei Seiten der gleichen Medaille. Aber was bedeutet das genau? Dieser Frage gehen wir nachfolgend auf den Grund.
Garantien bei Fondssparplänen – Ein Praxisbeispiel
Sowohl bei der betrieblichen Altersversorgung, also auch der Riester-Rente sind Garantien ein gesetzlich vorgeschriebener Baustein. Dabei spielt es keine Rolle, in welcher steuerlichen Verpackung und von wem eine Anlagestrategie umgesetzt wird. Ob Versicherungs- oder Fondsgesellschaft: Alle kaufen am gleichen Kapitalmarkt ein.
Für unser Praxisbeispiel betrachten wir den Riester-Fondssparplan eines führenden Anbieters. Dieser bestand ursprünglich aus einem Rentenfonds, der für die Sicherstellung der Garantie zur Fälligkeit des Vertrags sorgen soll und einem globalen Aktienfonds als Renditekomponente. Fallende Zinsen und starke Bewegungen am Aktienmarkt sorgten im Zeitablauf dafür, dass immer mehr des Kapitals in den Renten- und weniger in den Aktienfonds investiert werden konnte. Im Ergebnis ist die Renditeerwartung für die Zukunft also gesunken.
Als sinnvolle Reaktion darauf wurde der klassische Aktienfonds durch einen Aktienfonds mit aktivem Risikomanagement ersetzt. Die Idee dahinter klingt einleuchtend: Wenn man starke Verluste am Aktienmarkt begrenzt, dann muss weniger Kapital in den gering verzinsten Rentenfonds investiert werden und man kann trotzdem die Garantie sicherstellen. Aber ist Aktienfonds gleich Aktienfonds? Gibt es die gleiche Renditeerwartung bei weniger Verlustrisiko? Schließlich gibt es am Kapitalmarkt doch selten etwas umsonst.
Die blaue Linie zeigt den klassischen Aktienfonds, orange den Aktienfonds mit Risikomanagement. Der Klassiker zeigt ein besseres Ergebnis.
Natürlich ist der Zeitraum mit rund dreizehn Monaten für die Bewertung eine wachstumsorientierten Kapitalanlage zu kurz. Zudem war das Umfeld für einen risikoorientierten Ansatz aufgrund der großen Ausschläge sehr schwierig. Dennoch zeigt sich eine Entwicklung, die für unterschiedliche Ansätze der Risikobegrenzung leider häufig exemplarisch ist: Die Rendite leidet unter dem Risikomanagement.
Im Ergebnis haben wir also eine Fondsgesellschaft, die vom Ansatz her richtig auf die veränderten Marktgegebenheiten reagiert hat. Allerdings ist das Korsett in der staatlich geförderten Riester-Rente aufgrund der geforderten Garantie so eng, dass der Anbieter in ein prozyklisches Handeln gedrängt wird. Dieses Problem gilt natürlich für alle Formen der Kapitalanlage und Altersvorsorge, bei denen Garantien eine Rolle spielen.
Keine neue Erkenntnis – Garantien kosten Geld
Eine Studie der Frankfurt School of Finance trägt den Titel „Garantiekosten in der Altersvorsorge – Entwicklung eines Garantiekostenindexes“. Diese hat sich ausführlich mit den Auswirkungen niedriger Zinsen beschäftigt. Das Fazit von Prof. Olaf Stotz lautet: „Ohne Transparenz der Garantiekosten liegt die Vermutung nahe, dass Anleger in ihrer Altersvorsorge keine optimale Entscheidung treffen können. Während dem Anleger die Leistung der Garantie bewusst ist und seine Zustimmung finden dürfte, sind ihm die Kosten und insbesondere der starke Anstieg in den letzten Jahren, kaum bewusst. Würde er sie kennen, dann könnte er den Preis für die Garantie mit der Leistung vergleichen, er könnte dann mit Kenntnis des tatsächlichen Preis-Leistungsverhältnisses eine bessere Entscheidung für die Altersvorsorge treffen.“ https://www.frankfurt-school.de/content/de/newsroom/news/2015/12/garantiekostenindex-stotz-pm.html
Es ist fraglich, ob die Kenntnis wirklich zu einem Umdenken führen würde. Aktuell wird jedenfalls diskutiert, ob und inwieweit auf Garantien verzichtet werden darf. Aber selbst wenn es dazu kommen sollte, dass Sparer und Anleger bei der staatlich geförderten Altersvorsorge mehr Selbstbestimmung einbringen dürfen, dann ist damit noch nichts gewonnen. Schließlich zeigt nicht nur die Eingangs erwähnte Studie, dass Garantien und Sicherheit bei deutschen Sparern hoch im Kurs stehen.
Aus unserer Perspektive muss daher die individuelle Person der Ausgangspunkt finanzieller Entscheidungen sein. Ein besseres Verständnis für die eigene Vermögensstruktur und die Kenntnis der auf wissenschaftlichen Erkenntnissen ermittelte finanzielle Risikobereitschaft sind die notwendigen Voraussetzungen für gute finanzielle Entscheidungen.
Gerne stehen wir Ihnen zur Besprechung Ihrer finanziellen Fragestellungen zur Verfügung.
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