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Der erst vorgestern angebrochene Monat Juni steckt voller wichtiger Entscheidungen, von welchen jede für sich große Auswirkungen auf die Märkte haben kann. Dabei sind die möglichen Einflüsse nicht ausschließlich negativ. Einige der Entscheidungen haben, je nach Ausgang, durchaus das Potential, die Kapitalmärkte positiv zu beeinflussen.
Kursschwankungen vorprogrammiert
Der Terminkalender für den Juni ist prall gefüllt. Gleich zu Beginn tagte die OPEC in Wien. Auf eine Reduzierung der Förderquoten konnte man sich wie erwartet nicht einigen.
In den nächsten Tagen werden die Notenbanken und die Veröffentlichungen wichtiger Wirtschaftsgremien das Geschehen bestimmen.
In den USA haben sich die Wirtschaftsdaten zuletzt verbessert und die Notenbanker haben den Markt verbal auf eine weitere Zinserhöhung vorbereitet. Auch wenn unserer Meinung nach eine Anhebung des Leitzinses vor der Brexit Abstimmung unwahrscheinlich ist, hofft der Markt am 15. Juni auf neue Hinweise bezüglich der geldpolitischen Marschrichtung der US-Notenbank. Da diese maßgeblich von der weiteren Entwicklung der US-Wirtschaft abhängt, sind die Arbeitsmarktdaten und die Einzelhandelsumsätze wichtige Meilensteine.
Die Bank of Japan kämpft bereits seit einigen Wochen mit einem unerwünscht hohen Kurs des Yen. Dieser droht, die ohnehin stagnierende Wirtschaftsentwicklung weiter zu verschlechtern. Um die Wirtschaft nicht zusätzlich zu belasten, wurde die für dieses Jahr geplante Mehrwertsteuererhöhung kürzlich von der Regierung verschoben. Angesichts der vorliegenden Herausforderungen, erwarten viele Experten eine neuerliche Ausweitung der geldpolitischen Maßnahmen, ob dies bereits im Juni der Fall ist, wird sich zeigen.
Die Wirtschaftsdaten aus China werden genau unter die Lupe genommen werden, denn die Sorgen vor einer harten Landung der Wirtschaft sind weiter vorhanden, jedoch derzeit nicht akut. Die erneute Abwertung des Yuan, die in den letzten zwei Monaten stattfand, weckt bei den ersten Investoren die Angst vor einer Marktbewegung wie im Januar 2016 oder August 2015. Daher ist es wichtig, dass die Wirtschaftsdaten sich verbessern oder zumindest nicht weiter eintrüben. Ein überraschend deutlicher Rückgang des Exports oder der Einzelhandelsumsätze könnte eine deutliche Korrektur des Marktes auslösen.
Am Ende des Monats, quasi zum großen Finale, steht die Abstimmung über den Verbleib Großbritanniens in der Europäischen Union an. Die Umfragen suggerieren aktuell eine äußerst knappe Entscheidung. Doch richtet man den Blick auf die Wettquoten der Buchmacher, so sehen diese, mit einer Wahrscheinlichkeit von 73 Prozent, den Verbleib in der Europäischen Union voraus (siehe hierzu: Markets 18/2016)
Zum aktuellen Zeitpunkt lassen sich die Ausgänge der einzelnen Entscheidungen noch nicht absehen. Sicherlich werden wir im Juni, allein aufgrund der Vielzahl an Events, einen eher volatilen Kapitalmarkt erleben.
Übersicht der Termine im Juni
- 02.06. OPEC Sitzung
- 02.06. EZB Zinsentscheid und Pressekonferenz
- 03.06. Arbeitsmarktbericht USA
- 08.06. Handelsbilanz China
- 12.06. Einzelhandelsumsätze und Industrieproduktion
- 14.06. Einzelhandelsumsätze USA
- 15.06. FED Zinsentscheidung und Pressekonferenz
- 16.06. Bank of Japan Zinsentscheidung
- 16.06. Bank of England Zinsentscheidung
- 23.06. Brexit Abstimmung
- 26.06. Parlamentswahlen in Spanien
Saisonale Einflüsse auf Kursverlauf
An den Aktienmärkten sind saisonale Einflüsse auf den Kursverlauf seit Jahren bekannt. Investoren werfen sehr gerne einen Blick in die Vergangenheit, um aus historischen Daten die Wahrscheinlichkeiten für die Kursentwicklung bestimmter Börsenmonate abzuleiten. Tatsächlich kann man einen saisonalen Effekt aus dem historischen Kursverlauf feststellen, der bekannteste wird in einem geläufigen Börsensprichwort beschrieben: „Sell in May and go away, but remember to come back in September.“ (Verkaufe im Mai, aber vergiss nicht im September wieder zu kaufen.)
Da wir aufgrund der Häufung von wichtigen Anlässen im Juni deutliche Kursschwankungen erwarten, nehmen wir dies zum Anlass, einen Blick auf die historische Entwicklung der Aktienmarktentwicklung in diesem Monat zu werfen. Die nachfolgenden Grafiken zeigen den historischen Verlauf des DAX 30 Performance Index‘ als Durchschnitt für die Jahre 1988 bis heute.
In der ersten Grafik ist der Verlauf des Monats Juni zu erkennen. Seit dem Jahr 1988 war der Juni mit deiner durchschnittlichen Performance von 0,06 Prozent kein besonders guter oder schlechter Börsenmonat. Wenn es also alleine im die historischen Daten handelt, so muss man sich keine Sorgen machen.
Betrachtet man die historische durchschnittliche Wertentwicklung des DAX für den gesamten Jahresverlauf, so drohen die größten Kursverluste in den Monaten August und September. Dabei handelt es sich um den sogenannten Halloween-Effekt. Ab Oktober geht es historisch betrachtet mit den Kursen wieder aufwärts (Grafik unten).
Doch Vorsicht! Die historischen Durchschnitte sind zwar oft ein guter Indikator, doch in der nachfolgenden Grafik ist gut zu erkennen, wie hoch die Risiken sind, wenn es in einem Jahr anders kommt, als es der historische Durchschnitt vermuten lässt.
Der Blick in die Vergangenheit sollte also keine Ängste vor dem Monat Juni wecken. Doch die Risiken einer gesteigerten Volatilität im Juni 2016 können sich bei Investitionen in diesem Zeitraum stark negativ oder positiv auswirken.
Für langfristig ausgerichtete Anlagestrategien ist es zur Vermeidung des Timing-Risikos ohnehin sinnvoll, die Anlagesumme ratierlich zu investieren. So braucht man sich keine Sorgen zu machen, ob der Mai, der Juni oder vielleicht doch ein anderer Monat besonder (un)günstig ist. Ist die Marktentwiklung in einem Monat schlechter, kauft man zu günstigeren Preisen ein.
YPOS Kapitalmarkt-Dialog am 15. Juni 2016
Einen Gesamtüberblick zu den Kapitalmärkten erhalten Sie im nächsten „YPOS Kapitalmarkt-Dialog“, am Mittwoch, den 15. Juni 2016 um 18.00 Uhr. Die Dauer beträgt ca. 60 Minuten.
Am Ende des Webinars besteht die Möglichkeit, Fragen an die Referenten Christoph Leichtweiß zu richten.
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