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Die Situation an den Kapitalmärkten war in den letzten Monaten von einem starken Anstieg der Nervosität geprägt. Dabei kam es zeitweise zu hohen Verlusten.
Seit Mitte Februar die Jahrestiefststände am Aktienmarkt markiert wurden, haben sich die Kurse wieder erholt – in den USA fast bis zu den alten Höchstständen. Im Rest der Welt fiel die Erholung deutlich schwächer aus.
Kapitalmärkte am Scheideweg
Die derzeitige Marktphase verursacht ein hohes Maß an Unsicherheit, weil eben nicht klar ist, wie sich die Wirtschaft weiter entwickelt. Die Inflationsdaten (besonders in den USA) haben zuletzt angezogen. Indikatoren deuten auf ein globales Wirtschaftswachstum an, was zwar nicht in den Himmel wächst, doch solide um 2,0 bis 2,5 Prozent pro Jahr.
In der nachfolgenden Grafik sind verschiedene Szenarien für das Wachstum 2016 abgebildet. Das Researchhaus Fathom, was von einem tatsächlichen Wirtschaftswachstum in China von aktuell ca. 2,5 Prozent ausgeht, hat zwei Szenarien berechnet: Einmal mit offiziellen Wirtschaftsdaten aus China gerechnet und zum zweiten mit den tatsächlichen Daten, die aus Indikatoren abgeleitet werden. Diese tatsächlichen Daten drücken, wenn man so will, bereits im Vergleich zum Konsens ein pessimistisches Szenario aus. Doch egal, mit welchen Daten man auch die Prognosen rechnet, die globale Wirtschaft ist weit von einer Rezession entfernt und wächst konstant.
Trotz der Tatsache, dass die Wirtschaft relativ konstant wächst (siehe hierzu Markets 17/2016) sind die Kapitalmarktteilnehmer sehr besorgt. Viele Brokerhäuser haben ihre Einschätzung zum Aktienmarkt nach unten korrigiert. Absicherungen gegen fallende Kurse haben in den letzten Wochen Hochkonjunktur und Prominente Köpfe der Finanzwelt haben öffentlich erklärt, dass die auf fallende Kurse am Aktienmarkt setzten.
Die Ängste drehen sich um einen neuerlichen Einbruch in China, einen Kontrollverlust der Notenbanken oder das Abgleiten in eine Deflation.
Wichtige Entscheidungen im Juni
Eine große Rolle bei der Verunsicherung der Kapitalmarktteilnehmer spielen mit Sicherheit die weitreichenden Entscheidungen, die im Juni anstehen. Allen voran ist die Abstimmung um den Verbleib Großbritanniens in der Europäischen Union am 23. Juni zu nennen. Die nachfolgende Grafik zeigt die aktuellen Umfragen und, als Indikator, die Quoten der Buchmacher. Denn die Buchmacher haben es in der Vergangenheit deutlich besser verstanden, die Wahrscheinlichkeiten von Ereignissen vorherzusagen.
Zusätzlich tagen die großen Notenbanken und in den USA besteht die Möglichkeit einer Zinsanhebung am 15. Juni. Dazu gibt es Zinsentscheidungen in Japan, der Eurozone, Großbritannien und Australien.
Aktuelle Quoten der Buchmacher (Stand: 25.05.2016)
Die Quote von Predictwise aggregieren die Daten verschiedener Buchmacher. Bei Betfair handelt es sich um den größten Anbieter von Onlinewetten in Großbritannien. Danach sind die Quoten für einen Verbleib in der Europäischen Union deutlich höher als für dem Austritt.
Aktuelle Umfragen (Stand: 19.05.2016)
Die offiziellen Umfragen sind deutlich knapper als die Wettquoten. Hier ist eine aggregierte Übersicht verschiedener Umfragen. In blau für den Verbleib in der Europäischen Union, in Rot für den Austritt.
Zusammenfassung
Von der wirtschaftlichen Seite sieht es derzeit nicht so schlecht aus, wie es die Entwicklungen an den Aktienmärkten vermuten lassen. Die Kreditmärkte sind entspannt, diese sind in den meisten Fällen der bessere Indikator als der Aktienmarkt. Die Inflation steigt im 2. Halbjahr aufgrund eines positiven Basiseffektes (siehe Inflationscheck Mai 2016).
In der Eurozone wird nicht mehr über die fiskalen Sparmaßnehmen debattiert, was für sich genommen schon positiv ist.
Die USA werden in 2016 zu ersten Mal seit vielen Jahren einen positiven fiskalen Beitrag zum Wirtschaftswachstum beitragen, in den Jahren zuvor wurde durch Einsparungen das Wachstum negativ belastet. Doch die große Gefahr ist, dass ich die negative Stimmung am Kapitalmarkt aufgrund eines Events (z.B. China oder Brexit) schlagartig entlädt und zu einem Schock für Finanzmärkte und Wirtschaft führt. Sollte dieser jedoch ausbleiben, dürften sich die Aktienmärkte im Verlauf des 2. Halbjahres 2016 positiv entwickeln. Nach neusten Umfragen sind die Kassenbestände in Investmentfonds auf einem Höchststand seit 15 Jahren. Genug Geld also, welches bei positiven Nachrichten wieder in den Markt will. Doch bis zur Brexit-Entscheidung heißt es zunächst einmal weiterhin mit hoher Volatilität rechnen und sich nicht zu einseitig positionieren.
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YPOS Kapitalmarkt-Dialog am 15. Juni 2016
Einen Gesamtüberblick zu den Kapitalmärkten erhalten Sie im nächsten „YPOS Kapitalmarkt-Dialog“, am Mittwoch, den 15. Juni 2016 um 18.00 Uhr. Die Dauer beträgt ca. 60 Minuten.
Am Ende des Webinars besteht die Möglichkeit, Fragen an die Referenten Christoph Leichtweiß zu richten.
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