Die schrecklichen Anschläge in Paris und Brüssel machen jedem von uns deutlich: Vollständige Sicherheit ist eine Illusion. Während die Kapitalmärkte bisher kaum auf die menschenverachtenden Vorgänge reagiert haben, sind die langfristigen Folgen der offensichtlichen politischen und gesellschaftlichen Herausforderungen kaum absehbar. Nicht einmal die klare Abgrenzung zwischen Symptomen und Ursachen scheint möglich.
Bezogen auf finanzielle Entscheidungen gibt es aus meiner Sicht nur eine Antwort: Finanzielle Bildung und Professionalisierung der Anlageentscheidungen. Hierbei ist vernetztes Denken Pflicht.
In Zeiten des Fintech-Hypes sind Finazprodukte so billig wie noch nie und stehen jedermann jederzeit zur Verfügung. Jedoch fehlt hier in der Regel eine fundierte Entscheidungsbasis, denn die meist eher oberflächlichen Frage, die am Ende zu einem standardisierten Portfoliovorschlag führen, berücksichtigen weder die bestehende Vermögensstruktur (in ihrer Gänze) noch erfolgen vernetzte Betrachtungen (in welcher Verpackung sollte welche Vermögensklasse erworben werden, welche Instrumente sollte ich als Unternehmer im Betriebsvermögen kaufen…).
In der Konsequenz wäre es zumindest erfreulich, wenn die Fintech-Bewegung den einen oder anderen „Nicht-Anleger“ dazu bewegen kann, überhaupt etwas zu tun. Grundsätzlich sind die herangezogenen Kriterien aktuell noch zu oberflächlich und zu kurz gedacht, um eine gute Entscheidung herbeizuführen.
Seien Sie ehrlich zu sich selbst
Zuerst einmal müssen wir uns alle offen eingestehen, dass wir die Zukunft nicht kennen. Die Vergangenheit kann ein Indikator sein, aber mehr auch nicht. Deutlich wird dies am Beispiel der Rendite von kurz laufenden deutschen Staatsanleihen. Vor einigen Jahren gab es dort noch jährliche Renditen von 4 Prozent. Heute liegt die Rendite bei -0,4 Prozent. Zum einen ist also das Komma um eine Stelle nach rechts gerückt, aber auch das Vorzeichen hat sich gewandelt. In einem auf positiven Nominalzinsen aufgebauten Geld- und Finanzsystem wird dies Folgen haben. Im Gegensatz zu den prominenten Börsenkrisen sind die Auswirkungen allerdings nicht auf die Börsianer begrenzt, sondern berühren jeden Bereich des Finanzsystems: Ob kurzfristige Geldanlage, langfristige Altersvorsorge oder Finanzierbarkeit von zu Hochzinsphasen ausgesprochenen Garantien – Alles und jeder ist betroffen.
Aufgrund der sehr hohen Vermögen und den korrespondieren Schulden könnte die Lösung in einem Schuldenschnitt oder einer Entwertung durch Inflation liegen. Ersteres ist in einem komplexen und vernetzten Finanzsystem schwierig und letzteres bedingt eine Entwicklung, die sich aktuell nicht einstellen möchte. Fundamental und langfristig betrachtet kommt man daher schnell zu der Erkenntnis, dass der echte Sachwert der papierhaften Forderung überlegen ist. Auch wenn dies durchaus nach gesundem Menschenverstand klingt, so ist es doch eine Meinung. Diese kann richtig oder falsch sein und die Wertung hängt zudem noch vom jeweiligen Betrachtungszeitpunkt ab. Zudem ist die schonungslose Offenheit der laufenden Preisstellung von Aktien, Edelmetallen und Wertpapieranlagen im Allgemeinen nicht besonders gut für den nach linearer Verlässlichkeit strebenden Anleger.
Als Diskussionsgrundlage und Einstieg in das Thema der Finanzplanung und Vermögensstrukturierung wird daher ein neutraler Ausgangspunkt benötigt.
Zwei Entscheidungen sind relevant
Auf der ersten Entscheidungsebene würde das vorhandene Kapital gleichmäßig auf die beiden vorhandenen Alternativen verteilt. Geldwerte und Sachwerte erhalten also jeweils 50 Prozent.
Im nächsten Schritt wird innerhalb der jeweiligen Gruppe eine breite Risikostreuung vorgenommen. Dies ist zwingend erforderlich, da Aktien, Immobilien, Rohstoffe und Edelmetalle alle in die Gruppe der Sachwerte gehören, aber unterschiedliche Charakteristika aufweisen. Bei den Geldwerten ist zwischen unterschiedlichen Schuldnern, Währungen und Bonitäten zu differenzieren.
Im letzten Schritt geht es darum, zu entscheiden, ob man auf steigende Vermögenspreise setzen möchte oder Strategien verwendet, die auch in wechselhaften Börsenphasen Erträge generieren können. Für beide Ansätze gibt es gute Gründe und jeweils günstigere Marktphasen. Da wir nicht genau wissen, in welcher Marktphase wir uns aktuell befinden lautet die Marschroute erneut: Wir verteilen 50:50.
Der hier nur kurz skizzierte Ansatz stellt die neutrale Positionierung dar. Eine Abweichung stellt (bewusst oder unbewusst) eine Meinungsäußerung dar. Jeder Anleger ist irgendwie investiert. Er verfügt über nicht veräußerbare Rentenanwartschaften und Pensionsansprüche, Lebensversicherungen, Konten und Depots. Selbst ein Anleger der, aus seiner Sicht, keine finanziellen Verträge besitzt, drückt dadurch eine Meinung aus.
Selbstverständlich ist die Darstellung hier etwas vereinfacht und muss im Beratungsprozess granularer abgebildet werden. Dennoch: Erfahrungsgemäß ist es eine sehr gute Ausgangsbasis für sinnvolle Diskussionen.
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