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Deutsche Sparer sind die Verlierer der Aktienrallye
Der deutsche Aktienmarkt hat nach der Bekanntgabe des Anleihekaufprogramms der Europäischen Notenbank in wenigen Wochen neue Rekordstände erreicht. Doch die Stimmung bei deutschen Anlegern ist weit entfernt von Euphorie. Die Gründe liegen in einem tief sitzendem Misstrauen gegenüber dem Aktienmarkt. In Summe sind es nur 8,4 Millionen Deutsche oder 13 %, die Ende 2014 Aktien oder Aktienfunds besaßen. 2001 waren es laut Deutschen Aktieninstituts noch knapp 20 %. In den USA ist der Aktienanteil bei privaten Haushalten mit 49 % deutlich höher.
Traditionell investieren die Deutschen ihr Vermögen in Finanzprodukte mit geringem Risiko, wie z.B. in Lebensversicherungen oder Spareinlagen. Wenn man sich in der Gesellschaft umhört, werden Aktien häufig als Spekulation wahrgenommen, die nur etwas für bereits Wohlhabende ist.
Diese typische Skepsis gegenüber den Finanzmärkten wurde während der Eurokrise deutlich. In der deutschen Politik wurde die Schuld an der Eurokrise als erstes bei den Spekulanten an den Finanzmärkten gesucht und nicht etwa in der mangelhaften Architektur der Gemeinschaftswährung. In diesem Zeitraum wurde auch gerne über Privat Equity Unternehmen als Heuschrecken gesprochen.
Nachdem die Europäische Zentralbank die Leitzinsen auf faktisch Null gesenkt hat, sind auf Spareinlagen kaum noch Renditen zu erhalten. Im Angesicht der nicht länger existenten Guthabenverzinsung (Übersicht Renditen s. Abb.3), könnte vielen deutschen Sparern die Abneigung gegenüber Aktien teuer zu stehen kommen. Im bisherigen Verlauf des Jahres 2015 konnten Anleger, die in den DAX-30 Index investierten, bereits 21 Prozent erwirtschaften. Doch aufgrund der sehr einseitigen Vermögensstruktur vieler deutscher Anleger, besteht die Gefahr, dass sich die Lücke zwischen den sozialen Schichten weiter vergrößert.
Doch auch die Anleger, die in Aktien investiert sind, beschleicht angesichts der hohen Kurse mittlerweile ein ungutes Gefühl. Die Angst vor einem rapide fallenden Aktienmarkt sitzt bei vielen tief. Das Misstrauen gegenüber dem Aktienmarkt hat sich in der Psyche vieler Anleger in den letzten zehn Jahren festgesetzt. Dabei gab es einige einschneidende Ereignisse, wie Aktien der Deutschen Telekom, die als Volksaktie nicht die erhofften Ergebnisse lieferte. Im Jahr 2007 wurden die Anleger auf ein Neues von den Folgen der US-Hypothekenkrise und der anschließenden Finanzkrise getroffen. Der deutsche Leitindex Dax hatte in beiden Fällen jeweils einen Stand um die 8.000 Punkte erreicht. Daher trauen die deutschen Anleger den aktuellen Rekordständen nicht so richtig über den Weg.
Für die wenig ausgeprägte Aktienkultur hierzulande gibt es jedoch auch strukturelle Gründe, die sich im hiesigen Rentensystem begründen. Im Gegensatz zu den USA investieren deutsche Arbeitnehmer nicht direkt in den Kapitalmarkt, sondern erhalten eine staatliche Rente, die auf einem Umlagesystem beruht. Das bedeutet einfach gesprochen: Die Arbeitnehmer von heute zahlen die Renten der Arbeitnehmer von gestern. In den USA dagegen zahlen Arbeitnehmer in einen steuerlich begünstigten Rentenplan ein, der direkt in den Kapitalmarkt (Aktien und Anleihen) investiert. Bedingt durch unsere historisch stark auf das gesetzliche Rentensystem ausgerichtete Altersversorgung, fehlt vielen Bürgern, in Zeiten des demografischen Wandels, das Bewusstsein, verstärkt privat für den eigenen Ruhestand vorzusorgen.
Besonders bei den jüngeren Generationen, die sich nicht mehr alleine auf die staatliche Rente verlassen können, wächst die Bereitschaft, auch in den Aktienmarkt zu investieren. Doch nach wie vor ist in Deutschland die Anzahl der Marktskeptiker hoch und ein Wandel vollzieht sich nur sehr langsam.
Was Anleger tun können
Die Maßnahmen der EZB haben dafür gesorgt, dass mit relativ sicheren Anlagen kaum noch Geld zu verdienen ist. Daraus ergeben sich vielfältige Probleme, aber auch positive Effekte.
Sparer, die für zukünftige Verpflichtungen vorsorgen wollen oder müssen, können ihre Ziele mit den traditionellen Anlagen in diesem Zinsumfeld nicht mehr erreichen. Diese Tatsache muss entweder akzeptiert werden oder man muss eben mehr Kapital zurückgelegen, respektive länger ansparen. Alternativ ist es denkbar, dass Anleger in höherverzinste Anlagen investieren, die mit einem höheren Risiko einhergehen. Die Möglichkeit, in eine höhere Risikoklasse zu investieren, steht übrigens nicht jedem zu Verfügung. Versicherungen, Banken, Pensionskassen und andere professionelle Anleger müssen einen Großteil ihrer Gelder in solide Anleihen investieren.
Der positive Effekt der niedrigen Zinsen ist ein Anstieg der Vermögenspreise, von der Immobilie bis zur Aktie. Dieser Effekt ist von der EZB beabsichtigt und wird als Vermögenseffekt bezeichnet. Hierdurch steigert sich das Vermögen der Anleger und diese könnten theoretisch auch mehr Geld ausgeben/investieren, zumal die unattraktiven Zinsen nicht gerade zum Sparen einladen. Auf diesem Weg soll die Wirtschaft stimuliert und die Inflationsraten wieder in Richtung der 2 %-Marke bewegt werden. Dies ist auch zwingend notwendig, denn durch die hohen Schuldenstände von Staaten, Unternehmen und Haushalten ist die Tragfähigkeit dieser nur mittels einer erhöhten Inflation zu gewährleisten (finanzielle Repression). Sollte die Strategie der Zentralbank nicht aufgehen, könnten die Anleger jedoch vor einem bedeutend größeren Problem stehen als einem extrem niedrigen Zinsumfeld.
Alternativen für den Anleger in der Übersicht
Für Anleger gibt es nur zwei Alternativen.
1. Man muss die niedrigen Zinsen akzeptieren und den realen, in einigen Fällen sogar nominalen, Vermögensverlust hinnehmen. Die Konsequenzen (längeres Arbeitsleben oder höhere Sparquote) sind nicht gerade erbaulich, doch für einige leider alternativlos.
2. Wer einen ausreichend langen Anlagezeitraum und die entsprechende Risikobereitschaft mitbringt, kann sein Vermögen ganz oder auch teilweise in Anlageklassen mit einem höheren Risikoprofil investieren. Wer sich mit diesem Gedanken befasst, sollte einen professionellen und unabhängigen Rat einholen. Denn in dem heutigen Kapitalmarktumfeld, in dem die Renditen gering sind, kann man es sich nicht erlauben große Fehler in der eigenen Anlagestrategie zu machen.
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