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Europa ganz weit vorne
Seit dem Beschluss der Europäischen Zentralbank, im großen Stil Anleihen zu kaufen, kennen die europäischen Aktienmärkte kein Halten mehr. Treibende Kraft für die Gewinne am Aktienmarkt ist der fallende Eurokurs. Er sorgt dafür, dass die Unternehmen aus der Eurozone auf dem Weltmarkt wettbewerbsfähiger werden und somit auch ihre Gewinne signifikant steigern können. Besonders stark fiel der Wert des Euro gegenüber dem US-Dollar. Der starke US-Dollar ist die Folge der guten wirtschaftlichen Entwicklung und einer sich daraus ergebenden restriktiveren Geldpolitik in den USA. Die US-Notenbank ist der Europäischen Notenbank schon einige Schritte voraus. Hierzulande startet das Anleihekaufprogramm gerade erst, welches in den USA bereits im Herbst des letzten Jahres beendet worden ist. Der nächste Schritt der US-Notenbank ist es, den Leitzins, der aktuell noch bei 0,25 Prozent liegt, schrittweise anzuheben. Derzeit ist noch nicht klar, wann die US-Notenbank die eigene Konjunktur als robust genug empfindet, um den Zyklus steigender Leitzinsen zu starten. Die Experten rechnen derzeit mit dem ersten Zinsschritt zwischen Juni und September dieses Jahres. An den US-Aktienmärkten kann man bereits heute die Folgen einer in naher Zukunft liegenden Zinsanhebung beobachten. Die Wertentwicklung der amerikanischen und europäischen Aktienmärkte divergiert sehr deutlich, wie in der unteren Abbildung gut zu erkennen ist. Durch die geldpolitische Stimulation, die in der Eurozone erst am Anfang steht, sollte sich die bessere Wertentwicklung in der Eurozone auch in den nächsten Monaten fortsetzen.
US-Notenbank vor Zinsschritt
In der Pressekonferenz am Mittwochabend (18.03.2015) erläuterte Notenbankpräsidentin Janet Yellen die geldpolitischen Entscheidungen der zweitägigen Sitzung der US-Notenbank (FED). Die augenscheinlichste Neuerung im Statement der FED ist die Entfernung des Wortes „patient“ zu deutsche „geduldig“. In den vorigen Statements betonte die FED jeweils, dass man mit der Anhebung der Zinsen „geduldig“ sei.
Wie man sich vorstellen kann, ist die Kommunikation einer Zentralbank nicht so einfach. Bei einer genaueren Betrachtung der FED-Daten wurde schnell klar, dass die Prognosen für Arbeitslosigkeit, Inflation und Wirtschaftswachstum nach unten angepasst wurden. Dies in Kombination mit der Aussage: „die weitere geldpolitische Haltung sei alleine von der Entwicklung der Wirtschaftsdaten abhängig“, löste am Markt heftige Reaktionen aus. Dabei betonte Notenbankpräsidentin Yellen ausdrücklich, eine Zinserhöhung sei nur im Aprilmeeting ausgeschlossen.
Die unmittelbaren Reaktionen der Märkte ließen die Anleihe- und Aktienpreise nach oben schnellen und den US-Dollar rapide an Wert verlieren. Eine Reaktion, die annehmen lässt, die Zinserhöhung sei bis auf weiteres aufgehoben. Doch dabei handelt es sich nur um die Rückkehr zur Normalität. Es war schon immer üblich, dass die US-Geldpolitik in Abhängigkeit von der Entwicklung der Inflation und der tatsächlichen Wirtschaftsdaten gesteuert wird.
Für die nächsten Wochen und Monate bedeutet dies, die US-Wirtschafts- und Inflationsdaten werden von den Marktteilnehmern genauestens begutachtet. Unserer Einschätzung zufolge sollten sich die zuletzt etwas durchwachsenen Daten im Verlauf des Frühjahrs bessern und damit den ersten Zinsschritt zwischen Juni und September auslösen. Kurzfristig könnte sich jedoch für die seit Beginn des Jahres starken Trends (steigender USD und Gewinne bei europäischen Aktien) eine Pause ergeben. Diese kommt der Realwirtschaft auch gut gelegen, denn ein derart rasanter Anstieg einer Währung, wie zuletzt beim USD gesehen, bringt immer Anpassungsprobleme mit sich. Anleger mit der nötigen Risikobereitschaft und einem adäquaten Anlagezeitraum könnten daher kurzfristige Schwächen am europäischen Aktienmarkt nutzen.
Was Anleger tun können
Die Maßnahmen der EZB haben dafür gesorgt, dass mit relativ sicheren Anlagen kaum noch Geld zu verdienen ist. Daraus ergeben sich vielfältige Probleme, aber auch positive Effekte.
Sparer, die für zukünftige Verpflichtungen vorsorgen wollen oder müssen, können ihre Ziele mit den traditionellen Anlagen in diesem Zinsumfeld nicht mehr erreichen. Diese Tatsache muss entweder akzeptiert werden oder man muss eben mehr Kapital zurückgelegen, respektive länger ansparen. Alternativ ist es denkbar, dass Anleger in höherverzinste Anlagen investieren, die mit einem höheren Risiko einhergehen. Die Möglichkeit, in eine höhere Risikoklasse zu investieren, steht übrigens nicht jedem zu Verfügung. Versicherungen, Banken, Pensionskassen und andere professionelle Anleger müssen einen Großteil ihrer Gelder in solide Anleihen investieren.
Der positive Effekt der niedrigen Zinsen ist ein Anstieg der Vermögenspreise, von der Immobilie bis zur Aktie. Dieser Effekt ist von der EZB beabsichtigt und wird als Vermögenseffekt bezeichnet. Hierdurch steigert sich das Vermögen der Anleger und diese könnten theoretisch auch mehr Geld ausgeben/investieren, zumal die unattraktiven Zinsen nicht gerade zum Sparen einladen. Auf diesem Weg soll die Wirtschaft stimuliert und die Inflationsraten wieder in Richtung der 2 %-Marke bewegt werden. Dies ist auch zwingend notwendig, denn durch die hohen Schuldenstände von Staaten, Unternehmen und Haushalten ist die Tragfähigkeit dieser nur mittels einer erhöhten Inflation zu gewährleisten (finanzielle Repression). Sollte die Strategie der Zentralbank nicht aufgehen, könnten die Anleger jedoch vor einem bedeutend größeren Problem stehen als einem extrem niedrigen Zinsumfeld.
Alternativen für den Anleger in der Übersicht
Für Anleger gibt es nur zwei Alternativen.
1. Man muss die niedrigen Zinsen akzeptieren und den realen, in einigen Fällen sogar nominalen, Vermögensverlust hinnehmen. Die Konsequenzen (längeres Arbeitsleben oder höhere Sparquote) sind nicht gerade erbaulich, doch für einige leider alternativlos.
2. Wer einen ausreichend langen Anlagezeitraum und die entsprechende Risikobereitschaft mitbringt, kann sein Vermögen ganz oder auch teilweise in Anlageklassen mit einem höheren Risikoprofil investieren. Wer sich mit diesem Gedanken befasst, sollte einen professionellen und unabhängigen Rat einholen. Denn in dem heutigen Kapitalmarktumfeld, in dem die Renditen gering sind, kann man es sich nicht erlauben große Fehler in der eigenen Anlagestrategie zu machen.
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*Die in der Vergangenheit erzielte Wertentwicklung ist keine Garantie für künftige Wertentwicklung. Die vorliegenden Informationen dienen ausschließlich Lernzwecken und sollten nicht als Anlageberatung oder Aufforderung zum Erwerb oder Verkauf eines Wertpapiers betrachtet werden.
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