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Update Kapitalmarkt
In den letzten Handelswochen nach der Bekanntgabe der neuen geldpolitischen Maßnahmen der Europäischen Zentralbank ging es mit kleineren Schwankungen seitwärts. Neue Impulse für die Märkte kamen in den letzten Tagen aus den USA und China. In den USA sorgen Kommentare der US-Notenbankchefin, die Leitzinsen könnten bei Bedarf auch früher angehoben werden, für Aufsehen. Zusätzlich führte ihre Aussage, einige Wachstumsunternehmen seinen sehr optimistisch bewertet zu einigen Bewegungen am Aktienmarkt.
Für die nächsten Wochen werden jedoch die Unternehmensbilanzen den weiteren Verlauf der Märkte bestimmen. Die ersten Zahlenwerke der Schwergewichte Alcoa, Intel, Goldman Sachs oder J.P. Morgan lassen auf einen positiven Verlauf mit einer Zunahme der Gewinndynamik hoffen.
Heute, am 16. Juli, sorgt auch das Wirtschaftswachstum in China für einen freundlichen Kursverlauf an den Märkten. Das Bruttoinlandsprodukt ist seit 3 Quartalen zum ersten Mal wieder angestiegen und übertraf mit einem Wachstum von 7,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr auch die Erwartungen der Volkswirte.
Andere Anlageklassen stehen weiterhin unter dem Eindruck des Niedrigzinsumfeldes. Die Zinsen bewegen sich in einem relativ engen Korridor, nur in den USA ist bei kurzen Laufzeiten eine steigende Tendenz sichtbar.
Edelmetalle konnten zuletzt aufgrund der zahlreichen politischen Konflikte einigen Boden gut machen. Auch die in einigen Ländern anziehenden Inflationsraten wirkten sich positiv auf die Preisentwicklung aus. Doch auf technischer Perspektive tendieren Gold und Silber seitwärts und warten auf den nächsten großen Impuls.
Etwas kritisch zu betrachten ist das hohe Maß an Sorglosigkeit bei vielen Anlegern. Die Geldpolitik sorgt derzeit dafür, dass Produkte zu Zwecken der Risikoabsicherung quasi nicht nachgefragt werden. Auch die Aufschläge für risikoreiche Kredite gegenüber Staatsanleihen mit Topbonität befinden sich auf einem historisch niedrigen Niveau.
Video: YPOS Kapitalmarkt-Dialog
In unserer monatlichen Webkonferenz „YPOS Kapitalmarkt-Dialog“ bieten wir privaten Anlegern und Finanzdienstleistern einen Überblick über die wichtigsten Märkte und deren Entwicklungen.
Das Video zu unserer gestrigen Konferenz vom 15. Juli steht Ihnen unter nachfolgendem Link zur Verfügung. In 50 Minuten erhalten Sie eine ausführliche Markteinschätzung sowie einen Überblick über die wichtigsten Anlageklassen.
Der nächste YPOS Kapitalmarkt-Dialog findet am 19. August 2014 um 18.00 Uhr statt.
US-Geldpolitik
Die Anzeichen, dass die Niedrigzinsphase in den USA allmählich zu Ende gehen könnte, mehren sich. Auch wenn die Wachstumszahlen noch nicht an historische Daten der Konjunkturerholung heranreichen, präsentiert sich die US-Wirtschaft so robust, dass die Notenbank immer lauter über die Anhebung der Leitzinsen nachdenkt. Viele Volkswirte sahen sich daher dazu veranlasst, ihre Schätzungen für den ersten Zinsschritt von Ende bis Mitte 2015 auf Anfang bis Mitte 2015 anzupassen. Einige rechnen sogar bereits Ende 2014 mit steigenden Leitzinsen.
Dass die Bäume nicht in den Himmel wachsen, hat jedoch auch der Kapitalmarkt erkannt. Betrachtet man die Zinsstrukturkurve für die USA, stellt man fest, dass sich in den letzten 6 Monaten die Einschätzung gegenüber der Geldpolitik gewandelt hat. Dies bedarf einer kurzen Erklärung: Die Zinsstrukturkurve verbindet die verschiedenen Zinssätze der unterschiedlichen Laufzeiten für US-Staatsanleihen. Im klassischen Fall steigt der Zinssatz mit der Zunahme der Laufzeit an. In Grafik 1 ist in Gelb die aktuelle Zinsstrukturkurve der vom 16. Januar 2014 (Lila) gegenüber gestellt. Man erkennt, dass die Zinsen für 10 Jahre seit Januar signifikant gefallen sind, dagegen sind die Zinsen am kurzen Ende der Kurve, etwa für 2, 3 oder 5 Jahre Laufzeit, angestiegen. Unsere Interpretation der Marktbewegung kann folgendermaßen zusammengefasst werden:
Die wirtschaftliche Entwicklung macht es möglich und erforderlich, die Zinsen in naher Zukunft anzuheben. Doch da die Wirtschaft noch immer unter einer signifikanten ungenutzten Kapazität leidet, sollte sich der neutrale Zinssatz wesentlich tiefer als in früheren Normalisierungsphasen befinden. Daher ist das lange Ende der Zinsstrukturkurve unserer Meinung nach auch signifikant gefallen. Auf dies Art und Weise versucht die Notenbank Risiken, die aus einer langen Niedrigzinsphase hervorgehen können, vorzubeugen, ohne die Tragbarkeit der hohen Schulden (nicht nur in den USA sondern global) zu gefährden. Man sollte sich also darauf gefasst machen, dass die Zinsen für absehbare Zeit nicht signifikant steigen werden, besonders für lange Laufzeiten.
Wirtschaft in China
Vor zwei Wochen haben wir über die positive Entwicklung der chinesischen Wirtschaft berichtet. Heute, am 16. Juli, folgten die Bilanz des 2. Quartals 2014. Das Wirtschaftswachstum konnte demnach um 7,5 Prozent zulegen und kann damit den negativen Trend der letzten 3 Quartale beenden. Auch wenn das Wachstum vor allem auf die Unterstützung von Staatsseite zurück zu führen ist, ist davon auszugehen, dass die Zentralregierung in Beijing das Wachstumsziel auch in Zukunft erreichen wird. Jedoch muss man sich auch auf eine graduelle Absenkung dieser Ziele einstellen. Wenn die Volkswirtschaft in der Phase nach dem Aufbau der Infrastruktur einen höheren Anteil ihres Wachstums aus den inländischen Sektoren (Konsum / Dienstleistung) erreichen muss, werden die Wachstumszahlen jenseits der 7 Prozent nicht mehr erreichbar sein.
Hier der Kommentar aus der Ausgabe 26/2014:
Im Juni stiegen die Ordereingänge im verarbeitenden Gewerbe so stark wie seit März 2013 nicht mehr. Der HSBC China Einkaufsmanagerindex stieg von 49,4 im Mai auf 50,7 im Juni an. Werte über 50 deuten auf eine wachsende Wirtschaft hin, Werte unterhalb dieses Bereichs auf eine schrumpfende Wirtschaft. Die chinesische Wirtschaft setzt den positiven Trend damit fort und gewinnt an Momentum. Die positiven Einflussfaktoren kommen aus den Bereichen Infrastruktur und dem Aufbau von Lagerbeständen. Risiken für die Erholung bestehen weiterhin durch die Abkühlung des Immobilienmarktes. Dank der fiskalen und geldpolitischen Unterstützung sollte sich die Wirtschaft in China weiter erholen und den Aufschwung fortsetzen.
Folgen für den Anleger
Angesichts des aktuellen Zinsniveaus kommt heute kein Anleger, der sein Vermögen real erhalten oder vermehren will, an Investitionen am Kapitalmarkt vorbei! Aus Sicht des Anlegers, der in Euro rechnet, muss unserer Ansicht nach ein Teil des Vermögens außerhalb des Euro angelegt werden. Auch wenn die Eurokrise nicht akut ist, die Lösung ist nicht da und ein Ende mit Schrecken ist noch immer nicht auszuschließen. Aktien bieten einen geeigneten Inflationsschutz und sind das einzige liquide Produktivkapital, das für jeden Anleger verfügbar ist. Anleihen bieten auch aktuell noch eine laufende Verzinsung mit einem erheblich niedrigeren Verlustpotential als Aktien. Für konservative Anleger, die sich keine großen Wertschwankungen leisten können oder auch wollen, sind Anleihen eine nach wie vor eine Alternative. Die erwartete Rendite ist allerdings niedrig und daher sollten die Auswirkungen auf die Finanz- und Ruhestandsplanung berücksichtigt werden. Andere Anlageformen, wie Edelmetalle und Rohstoffe, bieten keine laufende Rendite, sind jedoch als Diversifikation des Vermögens gut geeignet. Nachrichten hin, Neuigkeiten her: Eine Analyse der eigenen Vermögensstruktur, die Kenntnis der eigenen finanziellen Risikobereitschaft und eine handwerklich sauber umgesetzte Anlagestrategie waren, sind und bleiben die richtigen Antworten auf die aktuellen und zukünftigen finanziellen Herausforderungen.