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Berichtssaison 1. Quartal 2014
Europäische Unternehmen enttäuschend
Aus Europas größtem Aktienindex, STOXX Europe 600, haben mittlerweile gut 40 Prozent der berichtenden Unternehmen ihre Bilanzen vorgestellt. Das Bild, welches sich aus den Zahlen ergibt, spiegelt das so oft in den Medien beschriebenen schwache Wachstum in Europa wider.
Betrachtet man den Umsatz konnten immerhin gut 51 Prozent der Unternehmen, welche ihre Zahlen bereits vorgelegt haben, die Vorjahreszahlen übertreffen. Dabei enttäuschten allerdings fast 60 Prozent der Unternehmen dennoch die Erwartungen der Finanzmarktanalysten. In Bezug auf den Gewinn konnte die Mehrheit der europäischen Unternehmen nicht an die Vorjahreszahlen heranreichen. Die Erwartungen der Analysten waren für die Gewinne jedoch noch pessimistischer, so dass es immerhin 46 Prozent der Unternehmen gelang, diese zu übertreffen.
Für das Verständnis von Abb.1 ist es empfehlenswert, die Medianwerte zu betrachten, da der Mittelwert aufgrund von teils sehr stark vom Mittel abweichenden Daten verzerrt wird. In der Detailbetrachtung ist auffällig, das besonders der Sektor der Versorger starke Umsatz- und Gewinneinbrüche verkraften musste. Beim Abgleich mit den Erwartungen der Analysten wird deutlich, dass der Umsatz sogar stärker einbrach, als befürchtet. Dafür konnten die Gewinne die Erwartungen übertreffen.
In Summe konnten die Umsätze verglichen mit dem Vorjahresquartal zwar leicht um 0,84 Prozent (Median) gesteigert werden, doch aufgrund von hohen Belastungen fällt der Gewinn um -1,1 Prozent (Median).
US-Unternehmen mit guten Zahlen
Mittlerweite haben bereits gut 90 Prozent der Unternehmen aus dem S&P500 Aktienindex ihre Zahlenwerte vorgelegt. Bereits letzte Woche berichteten wir über die soliden Zahlen der US-Unternehmen. Die seitdem neu veröffentlichten Zahlenwerke konnten den Schnitt nochmals verbessern, so dass es mittlerweile 70 Prozent der Unternehmen, die bereits berichteten, gelang, die Umsatzzahlen aus dem Vorjahr (Quartal 1. 2013) zu übertreffen. Die Erwartungen der Analysten konnten dabei auch von knapp 60 Prozent der Unternehmen übertroffen werden.
Auf Ebene des Gewinns sehen die Zahlen sogar nochmals ein Stück besser aus. Hier konnte die Mehrheit (68%) der Unternehmen die Zahlen des Vorjahresquartals übertreffen und dabei gelang es einer Quote von knapp 69 Prozent der Unternehmen, die Analystenschätzungen zu übertreffen.
Die Detailanalyse für die US-Unternehmen ergibt durchaus solide Zahlenwerke. Im Vergleich mit dem Vorjahreszeitraum kann der Umsatz zwischen 4 (Median) und 6 (Mittelwert) Prozent zulegen, abhängig davon welche statistische Größe man betrachtet. Das Gewinnwachstum der US-Unternehmen konnte Dank der guten Zahlen, die in den letzten Tagen veröffentlicht wurden, seit der letzten Woche erneut zulegen. Hier stieg der Mittelwert von fast 7,5 Prozent aus der Vorwoche auf 12 Prozent zum 07.05.2014. Wie bereits erwähnt, empfiehlt sich der stärkeren Fokus auf den Median zu legen, um Verzerrungen auszublenden. Dieser kann mit einem Wachstum für knapp 10 Prozent durchaus überzeugen.
Da Börsenkurse die Erwartungen an die Zukunft handeln, ist es besonders positiv, dass auch die Gewinnschätzungen für alle Unternehmen, die bereits berichtet haben, mit gut 4,5 Prozent (Median) übertroffen wurden. Damit bekommt der Markt weiteres fundamentales Futter für zusätzliche Kursanstiege. Auf der Umsatzseite konnten die Erwartungen zwar ebenfalls übertroffen werden, allerdings nicht in einem Ausmaß wie auf der Gewinnebene. Da sich die Zahlen jedoch auf die letzten 3 Monate beziehen, sind die Chancen gut, dass sich das Wachstum im 2. Quartal 2014 nochmal, dann auch auf der Umsatzebene, beschleunigt. Zumindest die zuletzt veröffentlichten wirtschaftlichen Frühindikatoren lassen dies vermuten.
Fazit
Europa steckt noch tief im wirtschaftlichen Niemandsland. Die Ergebnisse der Unternehmen konnten sich zwar leicht stabilisieren, lassen jedoch jegliche Dynamik vermissen. Ohne eine (Geld)politische Starthilfe wird es sehr schwer, aus dem Bereich der schwachen Erholung zurück zu einer dynamisch wachsenden Wirtschaft zu gelangen. In den USA scheint die Wirtschaft trotz der kleinen konjunkturellen Delle der Wintermonate wieder stärker zu wachsen. Die Dynamik sollte sich sogar bei aktueller Datenlage weiter beschleunigen.
Bedeutung für den Anleger
In Europa gilt es Aktien selektiv auszuwählen. Es gibt Perlen, doch der breite Markt ist aufgrund der vorhandenen Wachstumsprobleme eine Wette auf eine Starthilfe der Politik, sei es die EZB (am wahrscheinlichsten) oder der nationalen Regierungen (auf diese würden wir nicht wetten).
In den USA ist Wachstum auf breiterer Front als in Europa zu finden, doch auch hier gilt: Genau hinschauen, denn wie die Grafiken oben verdeutlichen, sind die Wachstumsaussichten nicht gleichmäßig verteilt. Dennoch, der US-Markt hat seine etwas höhere Bewertung redlich verdient.